Fakten zur diskutierten Wintersperre

Jetzt wissen wir‘s: Bus- und Bahnfahren ist ungefährlich – Gondelfahren dagegen lebensgefährlich (?!). FaktuM sammelte alle Informationen zum Thema der geplanten Wintersport-Sperre für die Saison 2020/21.
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Italien und Deutschland wollen sich für ein europaweites Verbot für Skiurlaub bis Mitte Jänner einsetzen. In Österreich hat man für diese Forderung wenig Verständnis. Denn für die heimischen Touristiker steht viel auf dem Spiel: Vergangenen Winter beherbergten diese fast 16 Millionen Gäste. Dabei sind rund 70 Prozent der Urlauber im Winter laut der Österreichischen Hoteliervereinigung Skifahrer. Reisewarnungen beziehungsweise die entsprechenden Quarantänebestimmungen in den Herkunftsländern würden den heimischen Tourismus ins Mark treffen, da im Durchschnitt lediglich 28 Prozent der Urlauber aus Österreich selbst stammten und fast drei Viertel aus dem Ausland. In den westlichen Bundesländern Tirol und Vorarlberg ist der Auslandsanteil sogar noch wesentlich höher.

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hat sich klar gegen die Schließung von Skigebieten bis nach dem Jahreswechsel ausgesprochen: „Ich kann dem Vorstoß nichts abgewinnen. Winterurlaub in Österreich wird sicher sein. Wir lassen uns sicher nicht von einem anderen Land vorschreiben, wann wir was öffnen.“ Tourismus und Gastronomie seien nicht für die hohen Infektionszahlen verantwortlich, nahm sie ihre Branchen in Schutz.

Entschädigung der Betriebe

Finanzminister Gernot Blümel meinte, Voraussetzung für eine Debatte über die Schließung von Skigebieten sei, dass die EU die Kosten dafür übernehme. „Wenn die EU tatsächlich vorgibt, dass die Skigebiete geschlossen bleiben müssen, dann bedeutet das Kosten von bis zu zwei Milliarden Euro. Wenn die EU das wirklich will, dann muss sie dafür auch bezahlen.“ Blümel schlug dafür entweder Direkt-Überweisungen an den Bund, die dann an die betroffenen Unternehmen verteilt würden, oder eine Reduktion der österreichischen EU-Zahlungen um diesen Betrag vor.

Die Schweiz wehrt sich ebenso wie Österreich dagegen, die Skigebiete zu schließen. Dort sollen die Skilifte trotz Pandemie über die Festtage offen bleiben. Schweizer Tourismus- und Bergbahnvertreter sind zuversichtlich, dass die Schutzkonzepte ausreichen, damit es nicht zu einem zweiten Ischgl kommt. Als Profiteure von Schließungen in benachbarten Alpenländern sehen sich die eidgenössischen Touristiker aber nicht. Denn erwartet werden vorwiegend Schweizer Gäste. Aus dem Ausland dürften kaum Urlauber kommen. 

Für Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sei eine Öffnung der Skigebiete vor Jahresende im eigenen Land „unmöglich“. Er zieht eine Wiedereröffnung im Jänner unter guten Bedingungen und in Abstimmung mit anderen europäischen Ländern vor.

Sollten die Skigebiete in Österreich und der Schweiz wie angekündigt vor Jahresende öffnen, will Italiens Gesundheitspräsident eine Quarantäne für Reiserückkehrer aus dem Ausland fordern. Und auch in Bayern plant Ministerpräsident Markus Söder, aus Österreich zurückkehrende Skifahrer stichprobenartig zu überprüfen. 

Von Beate Binder

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