Flughafen Salzburg will Kurzstrecken-Flüge zurück

Im Jahr 2020 eingestellte Verbindungen nach Wien im Fokus - Airport bilanzierte 2022 mit leichtem Plus - 200 Mio. Euro Investitionen bis 2030 notwendig - Altlastensanierung vor Start
© pixabay

Der Flughafen Salzburg würde gerne wieder die Strecken nach Wien und Zürich ins Programm aufnehmen dürfen. Diese Forderung findet sich im Arbeitsübereinkommen der neuen schwarz-blauen Landesregierung und wurde am Donnerstag 15. Juni vom Aufsichtsratsvorsitzenden des Airports, dem früheren Salzburger LHStv. Christian Stöckl (ÖVP), bekräftigt. “Der Flug zur Umsteigeverbindung Wien fehlt. Die Maßnahme der Bundesregierung ist uns finanziell wie verkehrstechnisch in den Rücken gefallen.”

Im Juni 2020 hatten die Grünen im Bund das Aus für Kurzstreckenflüge bis zu 300 Kilometern zur Bedingung für das AUA-Rettungspaket in der Corona-Krise gemacht. Der Flug Salzburg-Wien wurde darauf eingestellt. “Es hat sich aber bestätigt, dass es Wunschdenken war, dass die Menschen aus Salzburg nun mit dem Zug nach Schwechat fahren. Vielmehr steigen sie auf das Auto um und fahren zum Flughafen München”, sagte Stöckl bei der heutigen Bilanz-Pressekonferenz des Flughafens. Mit Zahlen könne er das zwar nicht belegen, betonte er auf Nachfrage, “aber wir haben entsprechende Rückmeldungen von Touristikern und Firmen, speziell aus den südlichen Bezirken des Landes. Wir werden dazu auch eine entsprechende Umfrage machen.”

Wie Alexander Klaus, der Sprecher des Flughafens Salzburg, am Donnerstag zur APA sagte, sind vor der Einstellung des Fluges jedes Jahr zwischen 100.000 und 110.000 Passagiere auf der Salzburg-Wien-Strecke transportiert worden.

Causa Prima dürfte die Wiederaufnahme der Verbindung nach Wien für den Flughafen aber nicht sein. Der Airport hat das Wirtschaftsjahr 2022 nach dem katastrophalen Geschäftsjahr 2021 (minus 25,6 Mio. Euro Ergebnis) zwar mit einem leichten Gewinn (2,2 Mio. Euro) positiv abgeschlossen, die Folgen von Lockdowns, Reisebeschränkungen und Kurzarbeit in den Corona-Jahren seien aber noch immer nicht vollständig aufgearbeitet, erklärte Flughafen-Geschäftsführerin Bettina Ganghofer.

2022 wurden in Salzburg rund 1,2 Millionen Passagiere abgefertigt, heuer sollen es rund 1,5 Millionen werden. “Die laufende Saison deutet darauf hin, dass es weiterhin bergauf geht”, betonte Ganghofer. Der Luftverkehr insbesondere im DACH-Markt (Deutschland, Österreich, Schweiz) habe sich aber noch nicht so erholt wie erhofft.

Zugleich sieht sich der Airport in den Jahren bis 2030 mit notwendigen Investitionen in der Höhe von rund 200 Mio. Euro konfrontiert. Allein der Neubau des Hauptgebäudes, der in die Jahre gekommene “Terminal 1“, dürfte wegen der Baukostensteigerung statt der ursprünglich veranschlagten 80 Millionen Euro mittlerweile an die 100 Millionen Euro kosten. Für das Projekt soll bis Jahresende der Generalplan ausgeschrieben und vergeben werden, ab 2026 soll der Flughafen dann für sechs oder sieben Jahre zur Dauerbaustelle werden.

Im heurigen Jahr werden 15 bis 16 Mio. Euro investiert, sagte Ganghofer. Davon fließe viel Geld in die Sicherheit, etwa in das von der EU vorgeschriebene “Entry-Exit-System” zur Überwachung von Reisen Drittstaatsangehöriger an den Außengrenzen des Schengen-Raums. Dazu komme die Anschaffung eines neuen Großgepäck-Scanners. “Und wir werden unser Parkhaus mit Solarpaneelen bedecken, um selbst Energie zu gewinnen.”

Angesichts der anstehenden Investitionen seien keine Dividenden an die Flughafen-Eigentümer Stadt und Land Salzburg vorgesehen, betonte Stöckl. Vielmehr sollen beide Mittel für die geplanten Maßnahmen zuschießen. “Den Rest werden wir selber stemmen müssen”, sagte Ganghofer. “Wenn alles gut läuft, kriegen wird das ohne große Verschuldung – und wenn, nur temporär – hin.” Ob dies gelinge, hänge aber von vielen Faktoren ab, etwa dem zukünftigen Reiseverhalten der Menschen von und ab Salzburg.

Und noch einen zweiten großer Brocken umfassen die Investitionen: Der Flughafen muss in den kommenden Jahren viel Geld in die Sanierung von Umweltaltlasten stecken. Am Airport sind über Jahrzehnte giftige Löschmittel der Flughafenfeuerwehr versickert und haben das Grundwasser mit einer Gruppe von Industriechemikalien – sogenannten “per- und polyfluorierten Alkylverbindungen” (PFAS) – kontaminiert. Die Kosten für die Altlastensanierung bezifferte Ganghofer mit 30 Mio. Euro. Für Stoffe, die bis 1989 in den Boden gelangt seien, übernehme aber der Bund 80 Prozent der Sanierungskosten. Mit der Reinigung soll im Spätsommer 2023 begonnen werden. Dazu wird Grundwasser nach oben gepumpt und mit Aktivkohlefiltern gereinigt – ein Prozess, der bis zu fünf Jahre dauern könnte.

APA/Red.

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