Gen Z als neue Reisemacht in Europa
Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten plant die Gen Z momentan mehr Reisen als andere Generationen und gibt dabei mehr Geld aus.

Die jüngste Generation von Reisenden, die sogenannte Generation Z, entwickelt sich zur treibenden Kraft im europäischen Tourismus. Wie die aktuelle Studie „Portrait of European Travellers“ der Tourismusmarketingagentur MMGY zeigt, plant diese Altersgruppe zwischen 15 und 30 Jahren in den kommenden zwölf Monaten nicht nur mehr Reisen als jede andere Gruppe, sondern auch höhere Ausgaben. Im Durchschnitt will die Gen Z rund 5.500 Euro für internationale Reisen ausgeben – das sind etwa 500 Euro mehr als der allgemeine Durchschnitt von 5.000 Euro pro Person. Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten zeigt sich: Reisen bleibt für viele weiterhin ein wichtiger Lebensbereich.
Europa im Fokus, Fernziele im Wandel
Die von MMGY Travel Intelligence durchgeführte Erhebung basiert auf den Angaben von rund 4.000 Urlaubern aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien. Sie beleuchtet zentrale Trends und Entwicklungen im europäischen Reiseverhalten – von der zunehmenden Nutzung künstlicher Intelligenz über nachhaltige und authentische Erlebnisse bis hin zum Einfluss internationaler Sportveranstaltungen. Es zeigt sich, dass Europa das bevorzugte Reiseziel bleibt: 95 Prozent der Befragten möchten in den nächsten drei Jahren innerhalb Europas verreisen. Italien und Spanien liegen mit jeweils 49 Prozent an der Spitze, gefolgt von Griechenland mit 41 Prozent. Bei Fernreisen ist ein Rückgang des Interesses an den USA zu beobachten – sieben Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Dafür gewinnen Kanada (+4) und Asien (+5) an Beliebtheit. Diese Verschiebungen deuten auf ein differenzierteres Reiseverhalten hin, bei dem neben klassischen Reisezielen auch neue Destinationen an Bedeutung gewinnen.
Technologie als Reisehelfer
Die Nutzung künstlicher Intelligenz bei der Reiseplanung nimmt spürbar zu. Bereits 48 Prozent der Befragten haben Tools wie ChatGPT eingesetzt – sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Am häufigsten geht es dabei um Inspiration, Zielrecherche oder das Erstellen individueller Reiserouten. Parallel dazu bleiben Online-Plattformen ein fester Bestandteil der Planung: 65 Prozent nutzen Booking.com für Informationen – ein leichter Anstieg –, während TripAdvisor an Bedeutung verliert. Der Trend geht zu nahtlos integrierten Plattformen, die Planung, Buchung und Organisation aus einer Hand ermöglichen.
Nachhaltigkeit gewinnt weiter an Relevanz
Ein wachsender Teil der Reisenden lässt Nachhaltigkeitsaspekte in seine Entscheidungen einfließen. 48 Prozent geben an, dass Umwelt- und Sozialverträglichkeit bei der Wahl des Reiseziels eine Rolle spielt. Besonders geschätzt werden lokale Erlebnisse wie Einkäufe in kleinen Geschäften (96 Prozent), Essen in regionalen Restaurants (95 Prozent) oder der Verzicht auf Einwegplastik (89 Prozent). Dieser Fokus auf Authentizität und Umweltbewusstsein spiegelt sich in einem wachsenden Interesse an sinnstiftenden Reiseerlebnissen wider.
Sport- und Gruppenreisen im Aufwind
Auch Sportveranstaltungen entwickeln sich zu einem wichtigen Treiber für internationale Reisen. Rund 24 Prozent der Befragten planen eine Reise zur FIFA-Weltmeisterschaft 2026 – unter der Gen Z sind es sogar 49 Prozent. Über 70 Prozent der Eventreisenden geben an, dass das Turnier der Hauptgrund für eine Reise in die USA, nach Kanada oder Mexiko ist. Besonders hoch ist das Ausgabenniveau bei britischen Reisenden, die im Durchschnitt rund 7.000 Euro pro Trip einplanen – ein bedeutender wirtschaftlicher Impuls für die Veranstalterregionen. Neben Sportevents gewinnen auch Kreuzfahrten und Gruppenreisen an Beliebtheit. 48 Prozent der Befragten ziehen innerhalb der nächsten zwei Jahre eine Kreuzfahrt in Betracht. Organisierte Gruppenreisen sind vor allem bei der Gen Z sowie in Spanien und Italien gefragt. Ein Drittel der Umfrageteilnehmer plant, in den kommenden zwölf Monaten eine solche Reiseform zu nutzen – ein Zeichen für die wachsende Akzeptanz gemeinschaftlicher Reiseerlebnisse, die Planungssicherheit und Komfort bieten.
Die Zukunft des Reisens
Die aktuelle Studie von MMGY zeigt deutlich: Die europäische Reisebranche steht unter dem Einfluss einer jungen, technologieaffinen Generation, die trotz wirtschaftlicher Herausforderungen bereit ist, für authentische und nachhaltige Reiseerlebnisse zu investieren. Die Gen Z setzt neue Maßstäbe – in der Reiseplanung, bei der Wahl der Destinationen und im Anspruch an Erlebnisse mit Mehrwert.
(PA/red)