Koralmbahn bringt Tempo – Fahrgäste zahlen den Preis

Im Dezember tritt der neue ÖBB-Fahrplan in Kraft. Schnellere Verbindungen bedeuten auch höhere Kosten.

17.09.2025 9:37
Redaktion
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Informationsbroschüre "ÖBB Fahrplan 2026"

Die Inbetriebnahme der Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt gilt als historischer Moment im österreichischen Schienenverkehr. Erstmals seit Jahrzehnten wird eine völlig neue Strecke eröffnet – eine direkte Südachse, die die beiden Landeshauptstädte in nur 41 Minuten verbindet. 29 Verbindungen täglich sollen den bisherigen Busverkehr ersetzen. Für Reisende aus Wien bedeutet die neue Infrastruktur eine Zeitersparnis von 45 Minuten: Die Fahrt nach Klagenfurt dauert künftig 3 Stunden 10 Minuten statt knapp 4 Stunden.

Andreas Matthä | © APA/Steinmaurer

Auch im inneralpinen Verkehr entsteht ein dichteres Netz: Graz, Villach und Salzburg sind künftig im Ein-Stunden-Takt verbunden. Neue „Interregio“-Züge, barrierefrei ausgestattet und mit Service-Angeboten, verbessern den Komfort. Insgesamt wächst das Fernverkehrsangebot um rund 30 Prozent – inklusive fast halbstündlicher Takte zwischen Wien und Graz, erklärte ÖBB-Chef Andreas Matthä vor Journalistinnen und Journalisten.

Streit um Haltestellen sorgt für Kritik

Nicht alle Neuerungen stoßen auf Zustimmung. Besonders die geplanten Haltestellen der schnellsten Railjet-Xpress-Verbindungen sind umstritten. Manche Regionen fürchten, dass ihre Bahnhöfe von den Hochgeschwindigkeitszügen umfahren werden und damit an touristischer Sichtbarkeit verlieren. Der politische Druck ist groß: Lokale Gemeinden und Tourismusbetriebe befürchten Wettbewerbsnachteile, wenn wichtige Orte nicht mehr direkt angebunden sind. Für Fahrgäste bedeutet dies im schlimmsten Fall Umwege und längere Anschlusszeiten – trotz neuer Infrastruktur.

Kritik an steigenden Preisen

Die Verbesserungen haben ihren Preis. Ab Dezember erhöhen die ÖBB ihre Ticketpreise um 3,5 Prozent. Verkehrsminister Peter Hanke reagierte verärgert auf frühere Pläne für deutlich höhere Steigerungen und sprach von einer „inakzeptablen Belastung“ für Fahrgäste. Inwieweit diese emotional gefärbte Darstellung das politische Kalkül unterstützt, sei dahingestellt. Zwar fiel die Erhöhung nun geringer aus, bleibt aber in Zeiten hoher Lebenshaltungskosten ein Reizthema. Gerade Vielfahrerinnen und Pendler müssen mit höheren Ausgaben rechnen.

Urlauber profitieren von kürzeren Wegen

Auch für internationale Gäste bietet der neue Fahrplan Vorteile. Schnellere Direktzüge nach Italien machen Triest (6:38 Stunden ab Wien) und Venedig (7:10 Stunden) attraktiver – eine spürbare Verkürzung im Vergleich zu bisherigen Fahrzeiten. Ebenso soll das Angebot nach Tschechien und Polen ausgebaut werden. Mit den neuen Verbindungen positioniert sich die Bahn stärker als Alternative zu Auto und Flugzeug auf internationalen Urlaubsstrecken.

Wermutstropfen für Touristen

Für Urlauberinnen und Urlauber geht die Preisanpassung auch nicht vorüber. Familien oder Gruppenreisen werden durch die höheren Ticketpreise teurer, auch wenn die Reisezeit auf manchen Bahnstrecken sinkt. Zudem sorgt der Streit um Haltestationen bei den schnellsten RJX-Zügen für Unsicherheit, ob alle wichtigen Tourismusorte gleichermaßen von den neuen Verbindungen profitieren.

(APA/red)

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