Lufthansa entzieht AUA Kompetenzen
Für Austrian Airlines bedeutet das weniger Eigenständigkeit und mehr Abhängigkeit von Frankfurt.

Laut einem internen Schreiben, das dem Handelsblatt vorliegt, soll ab 2026 die Konzernzentrale in Frankfurt mehr Verantwortung übernehmen. Marken wie Austrian Airlines, Swiss oder Brussels Airlines bleiben künftig nur mehr für das Passagiererlebnis an Bord zuständig – etwa Catering oder Kabinendesign. Alles andere, von Netzplanung über Vertrieb bis zu Vielfliegerprogrammen, wandert in die Hände der Konzernführung.
Damit verliert die AUA, die sich stets als nationale Fluglinie Österreichs positioniert, entscheidenden Gestaltungsspielraum. Ein Sprecher der Lufthansa bestätigte die Pläne, ohne Details zu nennen. Ziel sei eine „Steigerung von Effizienz, Profitabilität und Kundennutzen“.
Identität in Gefahr
Für manche patriotisch denkende Österreicher:innen stellt sich die Frage: Wird Austrian Airlines damit endgültig zur bloßen Außenstelle der Lufthansa? Bereits seit der Übernahme 2009 ist die Diskussion präsent, dass Wien-Schwechat nicht mehr als gleichwertiges Drehkreuz behandelt werde. Mit der neuen Struktur dürfte Frankfurt den Kurs stärker vorgeben als bisher.
Besonders sensibel ist dabei die Frage der Netzplanung. Welche Strecken von Wien aus künftig noch eigenständig entwickelt werden können, entscheidet nicht mehr die AUA-Führung, sondern die Lufthansa-Zentrale. Damit hängt auch die Rolle Wiens als Gateway nach Osteuropa stärker vom Willen der Konzernspitze ab.
Macht in Frankfurt
Die geplanten „Group Function Boards“ für Technologie, Personal, Finanzen und Drehkreuze sollen künftig das Steuer übernehmen. Sie werden direkt von Konzernvorständen geführt. Im September will Lufthansa die weiteren Folgen für die Managementebenen unterhalb des Konzernvorstands festlegen.
Die AUA steht dem Wandel positiv gegenüber. “Es geht also nicht um den Verlust von Einfluss, sondern um bessere Koordination, immer unter Beteiligung des Austrian Airlines Vorstands”, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber der APA. Das könnte auch durchaus positive Auswirkungen haben. Weiters seien Abstimmungen im Verkauf und Netzwerk nichts neues, dadurch könnten Synergien erzielt und Doppelgleisigkeiten vermieden werden.
Der Vorstand der AUA werde auch künftig in allen Gremien vertreten sein, in denen übergreifende Airline-Entscheidungen getroffen werden. Insgesamt rechnet die AUA mit einer schnelleren und effizienteren Entscheidungsfindung im Konzern.
Verkaufte Fluglinie
Für den österreichischen Luftfahrtstandort ist der Umbau ein zweideutiges Signal: Einerseits könnte eine stärkere Konzernintegration die Effizienz und damit die Wettbewerbsfähigkeit der AUA stärken. Andererseits geht ein Stück Eigenständigkeit verloren – und damit auch das Gefühl, dass Österreichs Nationalairline über ihre Zukunft noch selbst bestimmt.
(APA/red)