Lufthansa plant moderates Angebotswachstum

Die Lufthansa-Gruppe plant für 2026 ein Kapazitätsplus von 3,5 Prozent, das Langstreckenangebot soll um sechs Prozent steigen.

19.12.2025 10:16
red04
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Ab 2027 plant die Lufthansa, verstärkt neue Ziele anzubieten.

Die Lufthansa-Gruppe will ihr Langstreckenangebot im kommenden Jahr deutlich ausbauen. Nach Angaben von Konzernchef Carsten Spohr soll das Sitzplatzangebot der Airline-Gruppe 2026 um sechs Prozent steigen. Zur Gruppe gehören neben der Kernmarke Lufthansa auch die Schweizer Fluggesellschaft Swiss sowie Austrian Airlines. Grundlage für den Ausbau sei eine weltweit stabile Nachfrage, insbesondere in den höherpreisigen Klassen, erklärte Spohr in einem Interview.

USA-Routen bleiben zentrale Säule

Das Nordatlantikgeschäft bleibt nach Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden der wichtigste Wachstumstreiber im Langstreckenverkehr. Zwar habe die Nachfrage zeitweise nachgelassen, die USA-Verbindungen bildeten jedoch weiterhin das Rückgrat des interkontinentalen Angebots. Auffällig ist dabei die veränderte Ticketverteilung: Inzwischen werden rund 60 Prozent der Tickets für USA-Flüge in den Vereinigten Staaten verkauft, 40 Prozent in Europa. Früher lag der Schwerpunkt auf dem europäischen Markt. Neben privaten Reisen tragen auch Geschäftsreisen zur Nachfrage bei.

Moderates Gesamtwachstum

Da das Angebot auf Kurz- und Mittelstrecken in Europa stabil bleiben soll, rechnet die Lufthansa-Gruppe insgesamt mit einem Kapazitätsplus von 3,5 Prozent. Damit liegt das Angebot weiterhin unter dem Niveau von 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie. Für 2025 erwartet der Konzern eine Auslastung von etwa 95 Prozent des Vorkrisenniveaus, während einige europäische Wettbewerber dieses bereits überschritten haben. Spohr geht zudem von stabilen bis steigenden Ticketpreisen aus. Verzögerte Auslieferungen neuer Flugzeuge begrenzten das weltweite Angebot, während die Nachfrage robust bleibe. In einem solchen Umfeld könnten höhere Preise durchgesetzt werden.

Flottenmodernisierung als Wachstumstreiber

Ab 2027 plant die Lufthansa, verstärkt neue Ziele anzubieten. Voraussetzung dafür ist die laufende Flottenmodernisierung. Der Konzern rechnet künftig etwa alle zwei Wochen mit der Auslieferung eines neuen Flugzeugs, sofern Airbus und Boeing ihre Produktionsprobleme überwinden. Ältere, weniger effiziente Modelle wie der Airbus A340 sollen schrittweise außer Dienst gestellt werden. Neue Langstreckenflugzeuge wie der Airbus A350 und die Boeing 787 sind mit der neuen Kabinenausstattung „Allegris“ ausgerüstet. In dieses Produkt hat die Lufthansa rund 2,5 Milliarden Euro investiert. Der Konzern erwartet daraus ein zweistelliges Erlöswachstum, insbesondere durch höhere Preise im Premiumsegment.

Effizienz und Profitabilität

Parallel zur Flottenmodernisierung setzt die Lufthansa auf ein umfassendes Kostensenkungsprogramm. Die operative Marge soll von derzeit rund fünf Prozent auf acht bis zehn Prozent ab 2028 steigen. Bis Ende 2026 soll ein Großteil der insgesamt 230 bestellten neuen Flugzeuge ausgeliefert sein. Die Flotte soll bis 2030 von derzeit etwa 780 auf 814 Maschinen wachsen. Das seit 2024 laufende „Turnaround“-Programm der Kernmarke soll das Ergebnis bis 2028 um 2,5 Milliarden Euro verbessern. Nach Angaben des Managements liegt das Programm im Plan, erste Fortschritte zeigten sich bereits in stabileren Betriebsabläufen und besserer Pünktlichkeit.

Tarifkonflikte

Unzufriedenheit gibt es bei Teilen des Cockpitpersonals, da die Flotte der Kernmarke schrumpfen soll und mehr Kurzstrecken von günstigeren Tochtergesellschaften übernommen werden. Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften Vereinigung Cockpit und Verdi laufen. Streiks sind bei der Lufthansa nicht ungewöhnlich. Mit Blick auf das 100-jährige Firmenjubiläum im kommenden Jahr zeigt sich Spohr dennoch zuversichtlich, größere Arbeitskonflikte vermeiden zu können. Er verweist auf hohe Zufriedenheitswerte unter den Beschäftigten, geringe Fluktuation und eine hohe Zahl an Bewerbungen – trotz des geplanten Stellenabbaus von 4.000 Arbeitsplätzen bis 2030.

(APA/red)

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