Melkkuh Reisebüro? Impfpflicht jetzt!

Die seinerzeitige Angst, vom WWW verdrängt zu werden, ist einer realistischen Zukunftseinschätzung gewichen. Online-Buchungen gelten nicht mehr – wie ehemals – als Gottseibeiuns der Reisebürobranche …
© Privat

In Reportagen über die Zukunft der Reisebüros klang das seinerzeit durchaus bedrohlich. Als FaktuM 2012, 2014 und 2017 fragte, wie die Reisebüros damit umgehen, wenn sich die Kunden von ihnen beraten lassen und dann online direkt buchen, erhielten wir die folgenden Wortspenden: „Der Kunde benötigt das Reisebüro als Vermittler nicht mehr“ (Sybille Morocutti, Prima Reisen, 2012). „Das Internet wird den Vertriebsweg Reisebüro auf absehbare Zeit nicht ersetzen“ (Gerhard Begher, Dertour, 2014). „Für viele meiner Mitstreiter ist das Internet der Tod“ (Peter Gallhuber, Airtour, 2017).

Interessant: Der Ton hat sich gewandelt. So meint etwa Mondial-Boss Gregor Kadanka in der vorleigenden Titelgeschichte ab Seite 16: „Schon bisher haben Online und die stationären Reisebüros koexistiert und Überschneidungen gehabt. Ich sehe da keinen Gegensatz. Tatsache ist aber, dass Kunden, die Einzelleistungen buchen, wesentlich schlechter abgesichert sind als bei Pauschalreisen. Dies ist manchen Konsumenten zu wenig bewusst … Es ist sicher keine existenzielle Bedrohung für die Reisebüros. Denn die Anzahl der Büros ist in den letzten zehn Jahren (vor Covid) circa gleich geblieben – trotz Internet.“

Auch Stafa-Boss Robert Chlebec schlägt in dieselbe Kerbe: „Wir sind ja auch ein Online-Reisebüro. Also ja. Der Trend ist definitiv zu spüren, aber das war schon immer so. Online-Buchungen gibt es bei uns schon seit 20 Jahren. Also sehen wir das Internet durchaus positiv.“

Reisewelt-Geschäftsführer Felix König meint: „Wir spüren keinen Rückgang“, und Zuklin-Boss Martin Neugebauer: „Kein merkbarer Rückgang zu verspüren.“ Auch Ines Wasner, sie vertritt die Interessen der TUI Österreich, sieht das unaufgeregt: „Reisebüros sind seit vielen Jahren totgesagt. Doch persönliche Beratung und das Vertrauensverhältnis mit langjährigen Experten ist auch durch noch so viele Online-Angebote nicht zu ersetzen.“ Was die Veranstalter und Büros drauf haben und wie wir gemeinsam in die Zukunft gehen wollen, lesen Sie in unserer Titelgeschichte ab Seite 16.

Und dann gibt’s da noch eine interessante Reportage auf Seite 26: Man weiß von mir, dass ich ziemlich rigide für eine Impfpflicht in Österreich eintrete. Und mich damit weit aus dem Fenster gelehnt habe. Ich halte auch den seinerzeitigen Ansatz der Regierenden, eine Impfpflicht explizit auszuklammern, für völlig falsch. Hätten wir im April eine generelle Impfpflicht ausgesprochen, dann hätten wir Corona jetzt bereits weitgehend im Griff.

Wer sich freilich so aus dem Fenster lehnt wie ich, der braucht sich um Gegenwind nicht zu sorgen. Ein einschlägiges Fernsehinterview hat mir tausend Beschimpfungen, garniert mit Drohungen und untergriffigen Attacken, beschert. Denn eines eint sie, die Impfgegner-Phalanx: Die Herrschaften sind in ihren Argumenten nicht zimperlich. Und unterstellen uns, die wir gerne aus Mitmenschlichkeit das Risiko der Nebenwirkungen der Impfungen auf uns genommen haben, dass wir sie in Geiselhaft nehmen. Dabei ist das genaue Gegenteil der Fall. Denn wer weiß, dass über 90 Prozent der Intensivpatienten Ungeimpfte sind, wer die verschwindend geringe Anzahl von Problemfällen statistisch aufarbeitet und wer sieht, wie gut ein hoher Antikörpersatz die eigene Gesundheit schützt, der kann sich nur impfen lassen.

Es dauert zwar, geht langsam, und viele zögern – aber mittlerweile traut sich der eine oder andere Branchen-Proponent, diesbezüglich offen und öffentlich zu sagen, was er denkt. Und fordert: Impfpflicht für alle. Viele, die so denken, zögern jedoch noch, sich zu deklarieren. Aus Angst, dann gleich ein Drittel ihrer potenziellen Gästeschar zu verlieren. Und genau so geht es natürlich auch der Bundesregierung. Die panisch davor zittert, dass sie 30 Prozent der potenziellen Wähler einbüßt.

Während die FPÖ lustig auf dem Vulkan tanzt und versucht, die ganze Partie der Coronaleugner, Impfverweigerer und Verschwörungstheoretiker in ihre „illustren“ Reihen aufzusammeln. Wohlgemerkt: Jene, die Risikopatienten sind, sollen sich nicht impfen lassen. Coronagenesene sollen mit Geimpften gleichgestellt werden. Aber: Es wird Zeit, dass wir gegen diese Pandemie deutlich Position beziehen. Ohne Ranküne. Ohne Kalkül. Ohne Schielen auf die Frage: Tut uns das jetzt gut? Kostet uns das jetzt Geld? Kostet uns das jetzt Wählerstimmen? Wenn Sie ein klares Statement dazu abgeben möchten, dann schreiben Sie bitte an christian@mucha.at. Aber verschonen Sie mich bitte mit Verschwörungstheorie-Schmafu.

Herzlichst Ihr

 

Christian W. Mucha

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