Musical-Theater im Prater nimmt Form an

Die Betreiberfirma ATG Entertainment baut 1.800 Sitzplätze in den Prater für ein adaptierbares Bühnen-Konzept.

23.09.2025 13:06
Redaktion
© Haworth Tompkins / ATG Entertainment
Mehrzweckhalle „Theater im Prater“ Visualisierung

Mit dem Abschied vom Olympia-Looping im Wiener Wurstelprater verschwindet eine Achterbahn, doch an gleicher Stelle entsteht ein großes Kulturprojekt: Ab Ende 2027 soll dort das neue „Theater im Prater“ eröffnen – ein oval gestalteter Musicalbau mit 1.800 Sitzplätzen, der die bisherigen Stammhäuser Ronacher und Raimund Theater deutlich übertrifft. Präsentiert wurde das Vorhaben am Montag von der Betreiberfirma ATG Entertainment. Spannend bleibt die Frage nach dem Programm und der „Sprachwahl“ – sie könnte maßgeblich bestimmen, wer künftig auf dieser Bühne steht.

Start im November 2027 geplant

„Die Planungen sind abgeschlossen, das Genehmigungsverfahren läuft“, erklärte Joachim Hilke, ATG-Geschäftsführer für Zentraleuropa. Geplant ist eine Eröffnungsnacht im November 2027. „Wenn das gelingt, wäre das eine Rekordzeit“, so Hilke. Die Baukosten in Höhe von rund 100 Mio. Euro trägt das Unternehmen selbst. „Das Theater ist zu 100 Prozent privat finanziert“, betonte er.

Seit 1. September ist ATG offizieller Pächter des Grundstücks im Prater. Damit sei klar, dass es sich nicht um ein temporäres Projekt handle, sondern um ein dauerhaftes Haus: „Das ist ein Theater für die Ewigkeit“, sagte Hilke.

Architektur und künstlerische Pläne

Entworfen wird der Bau gemeinsam vom Wiener Büro DTFLR, das unter anderem die Sanierung des Volkstheaters verantwortete, und dem Londoner Architekturbüro Haworth Tompkins. Vorgesehen ist ein Holzhybridbau mit transparenter Fassade, zurückhaltend farbigen Akzenten und einem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit.

Die Stücke sollen en suite gespielt werden – also so lange, wie das Publikumsinteresse anhält. Über das genaue Programm hält sich ATG noch bedeckt. Fest steht, dass die Premiere auf Deutsch erfolgen soll, während sich die langfristige Sprachwahl nach den Besucherwünschen richtet.

Kooperation statt Konkurrenz

Hilke betonte, man sehe die Stadt Wien und den stadteigenen Musicalkonzern VBW nicht als Konkurrenz, da ein anderes künstlerisches Profil verfolgt werde. Die Zusammenarbeit mit der Stadt verlaufe gut – nicht zuletzt wegen des erwarteten Nutzens: Rund 350 neue Arbeitsplätze und ein prognostizierter gesamtwirtschaftlicher Effekt von etwa 150 Mio. Euro.

ATG ist international bereits breit aufgestellt: Der Konzern betreibt weltweit 71 Theater, darunter das Starlight Express Theater in Bochum, den Admiralspalast in Berlin sowie das Piccadilly Theatre in London und das Liverpool Empire Theatre.

Musical-Rotunde

Ob das Theater im Prater tatsächlich eine nachhaltige Bereicherung für die Wiener Musicalszene wird, hängt nicht allein von Bau und Finanzierung ab. Entscheidender dürfte sein, wie ATG mit dem Thema „Sprachwahl“ umgeht. Denn sie bestimmt, ob internationale Ensembles flexibel aus dem Konzernverbund nach Wien entsandt werden oder ob eher lokal ansässige Darsteller und Sägerinnen gestärkt werden.

Und sollte das Musical-Konzept im Prater wider Erwarten ins Stocken geraten – was angesichts des breiten Angebots in Wien kaum überraschen würde –, dürfte die architektonische Anlage durchaus für andere Zwecke taugen. In ihrer Formensprache erinnert sie entfernt an die „Rotunde im Prater“: monumental deplatziert – und doch ein Bauwerk, das seine endgültige Bestimmung noch finden muss.

(APA/red)

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