Neue Preisrealität auf Österreichs Skipisten

Skifahren bleibt Luxus für viele, doch manche Regionen versuchen mit sozialen Modellen, den Zugang zu erhalten.

14.10.2025 10:33
Redaktion
© Adobe

Wenn die Temperaturen fallen, steigen in Österreich die Preise – vor allem auf den Bergen. Skifahren, einst Volksvergnügen und Winterritual, wird mehr und mehr zum Symbol einer gespaltenen Wohlstandsgesellschaft. Während sich viele Einheimische den Skipass kaum noch leisten können, füllen wohlhabende Gäste aus dem In- und Ausland die Gondeln. Ein weinendes und ein lachendes Auge bleibt: Der Verlust an Zugänglichkeit steht einem kräftigen Zustrom an touristischen Einnahmen gegenüber – und damit auch höheren Steuereinnahmen, die zumindest teilweise in die Regionen zurückfließen.

Dynamic Pricing

Während einige Skigebiete längst die 80-Euro-Marke für eine Tageskarte überschreiten, setzen andere Regionen bewusst auf stabile Preise. Franz Hörl, ÖVP-Abgeordneter und Obmann der Seilbahnen Österreichs, lehnt das umstrittene „Dynamic Pricing“ in seiner Zillertal Arena weiterhin ab. Sein Argument: Familien wären in den Stoßzeiten die Leidtragenden. Statt schwankender Onlinepreise gilt hier ein Fixpreis – unabhängig von Wochentag oder Saison. Damit will man jene Gäste halten, für die Skifahren kein Luxus, sondern Teil der Lebensrealität ist.

Einheimische im Blick

In Tirol versucht das Freizeitticket Tirol einen Mittelweg. Nach einer Klage des Vereins für Konsumenteninformation wurde das ehemalige Einheimischen-Ticket für alle geöffnet, zugleich aber der Frühverkauf rabattiert. Wer im Oktober kauft, zahlt 759 Euro statt 873 Euro. Der Rabatt ersetzt den früheren Wohnsitznachweis – eine pragmatische Lösung, um den regionalen Charakter zu wahren, ohne rechtliche Ausgrenzung.

Auch Kärnten bemüht sich, den Zugang leistbar zu halten. Laut Wirtschaftskammer-Fachgruppenobmann Josef Bogensperger bleiben alle Preise unter 70 Euro. Kleine Familienhänge wie in Mühldorf bieten sogar Tagestickets um acht Euro an. Das Land positioniert sich damit als Gegenpol zu den Premium-Destinationen am Arlberg oder in Sölden.

Frühbucher und Transparenz

In Niederösterreich und Oberösterreich gilt das Motto: „Je früher gebucht, desto günstiger.“
Der Geschäftsführer der landeseigenen ecoplus Alpin GmbH, Markus Redl, verweist auf eine neue Transparenzregel: Potenzielle Gäste erhalten online eine Preisvorschau für jeden Tag. Das soll verhindern, dass Familien durch kurzfristige Preissprünge überrascht werden.

Auch in Salzburg bieten große Verbünde wie Ski amadé Online-Frühbucherboni und Familienpässe an. Für viele Einheimische ist das die einzige Möglichkeit, den „Nationalsport“ noch regelmäßig auszuüben.

Zwischen Luxus und Lebensgefühl

Der europäische Skimarkt richtet sich zunehmend an das obere Einkommensdrittel. Österreichs Regionen reagieren unterschiedlich: Manche mit High-End-Erlebnissen, andere mit sozialer Preissteuerung. Ob diese Modelle ausreichen, um den einstigen Breitensport zu bewahren, bleibt offen – doch sie zeigen, dass auch im alpinen Tourismus die soziale Frage längst angekommen ist.

(APA/red)

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