Neues Pfandsystem vor Start
Mit 1. Jänner wird auch auf Einweg-Getränkeverpackungen ein Pfand fällig. Die Vorbereitungen zur Umsetzung laufen auf Hochtouren.
Noch etwas mehr als zwei Monate, dann ist es auch hierzulande soweit: Die so genannte „Pfandverordnung für Getränke-Kunststoffflaschen und Metalldosen“ tritt in Kraft. Damit wird praktisch auf alle Getränkeverpackungen ein Pfand eingehoben. Ein paar Ausnahmen gibt es aber doch. Etwa Milchprodukte, die in der Regel in Tetra Paks abgefüllt werden. Oder Sirupe, da sie nicht für den kurzfristigen Verzehr gedacht sind. Und natürlich medizinische Produkte.
Rücklauf von 80 % gewünscht
Das war es dann aber auch schon. Alles andere sollte sich in den Pfandautomaten wiederfinden, um damit dem Ziel einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft näher zu kommen. Das soll in zwei Etappen erreicht werden. Im ersten Jahr wird eine Rücklaufquote von 80 Prozent angestrebt, die bis 2027 auf 90 Prozent gesteigert werden soll. Konkret bedeutet dies: Rund 2,2 Milliarden Flaschen und Dosen kehren dann jährlich in den Kreislauf zurück und bilden die Rohstoffe für neue Verpackungen. Damit würde man das von der EU bis 2029 vorgegebene Sammelziel zwei Jahre früher erreichen. Für dieses Ziel arbeiten der österreichische Handel, die Getränkeindustrie, Interessensvertretungen und das Bundesministerium für Klimaschutz eng zusammen. Denn überall muss an Stellschrauben gedreht werden. So müssen die Verpackungen adaptiert werden, um sie für die Rücknahmeautomaten erkennbar zu machen.
Handel rüstet um
Einiges an Arbeit kommt auf den Handel, speziell auf den Lebensmittelhandel zu. Immerhin wird erwartet, dass 90 Prozent der bepfandeten Flaschen über die Rücknahmeautomaten der Lebensmittelhändler wieder in den Kreislauf kommt. Da gibt es also einiges zu tun, das weit über das Aufstellen eines Automaten hinausgeht. Bei der Lebensmittelkette Spar etwa hat man bereits einiges hinter sich gebracht. Immerhin sind dort 1.500 Filialen von der Umstellung betroffen. Die nicht zuletzt auch die Programmierung des Kassensystems umfasst. Schließlich soll der Pfand nicht nur automatisch aufgebucht, sondern auch die Rückerstattung reibungslos von sich gehen. Alleine in die technische Ausstattung investiert der österreichische Lebensmittelhändler 60 Millionen Euro. Die ersten Getränke, auf die auch Einweg-Pfand erhoben wird, sollten Mitte Jänner im Verkauf landen, rechnet man bei Spar. Das Unternehmen ist aber auch noch anderweitig betroffen: Rund 150 Getränke-Eigenmarken-Artikel müssen neu gestaltet werden. Dazu werden alle Marktmitarbeiter geschult, um die Fragen und die Probleme, die auf die Kunden zukommen, rasch und kompetent klären zu können.
Die wichtigsten vier Punkte
- Höhe des Pfandes: Sie beläuft sich auf 25 Cent. Damit hofft man, die Motivation, die Flaschen auch wirklich wieder in den Kreislauf zurückzubringen, weiter zu erhöhen.
- Woran erkenne ich eine Einweg-Pfandflasche? Auf Flaschen und Dosen, die bepfandet sind, prangt das gesetzliche Pfandlogo. Gebinde ohne dieses Logo gehören in den gelben Sack.
- Gibt es Gebinde ohne Pfand? Neben den gesetzlichen Ausnahmen wie Milchprodukte, Sirup und medizinische Produkte wird es 2025 auch noch Kunststoffflaschen und Dosen geben, die ohne Pfand zu beziehen sind. Sie dürfen bis Ende jenes Jahres noch verkauft werden. Damit soll sichergestellt werden, dass keine fertigen Produkte entsorgt werden müssen. Diese Gebinde können auch nicht an den Pfandautomaten zurückgegeben werden. Sie gehören in den Gelben Sack.
- Wie müssen die Gebinde zurückgegeben werden? Im Gegensatz zur derzeitigen Entsorgung dürfen die Flaschen und Dosen dann nicht mehr zerdrückt werden. Auch die Etiketten müssen noch vorhanden und auch lesbar sein. Nur so können die Automaten die Gebinde erkennen und sie auch zurücknehmen.
Kleinhändler
Bei Spar ist man noch mit einem weiteren Punkt konfrontiert. Der Lebensmittelhändler verfolgt die Devise „Nah bei den Menschen“ und verfügt somit auch über 100 sehr kleine Filialen. In diesen kann zwar kein Automat aufgestellt werden, die Funktionsfähigkeit des Pfandsystems ist dennoch gewährleitet. Alle Gebinde werden händisch zurückgenommen.
Das trifft übrigens auch auf andere Kleinhändler wie Bäckereien oder Fleischereien zu. Mit einem wesentlichen Unterschied: Diese müssen nur Gebinde jener Art zurücknehmen, die sie auch verkaufen. Und das auch nur in gewohnten Haushaltsmengen. Diese Regelung gewährleistet, dass alle Händler, die Getränkegebinde verkaufen, ohne großen Aufwand in das Kreislaufsystem mit einbezogen werden können.
Österreicher sind bereit
Der zweite wichtige Partner, um das neue Pfandsystem zum Erfolg werden zu lassen, ist der Konsument. Er muss schließlich zuerst die Gebinde bei sich sammeln und sie dann, je nachdem, ob sie ein Pfandsiegel tragen, zu den Pfandautomaten bringen oder sie richtig im Gelben Sack entsorgen. Hier zeigt sich, dass die Österreicher durchaus bereit für dieses System sind. Laut einer aktuellen Umfrage von marketagent im Auftrag von Recycling Pfand Österreich befürworten mehr als 81 Prozent die geplante Einführung des Einweg-Pfandsystems. Weiters sind 70 Prozent der Österreicher der Meinung, dass das neue Pfandsystem einen wichtigen Beitrag für den Umweltschutz leisten wird. Genauso hoch ist die Zustimmung, dass dadurch das Littering, das achtlose Wegwerfen von Getränkeverpackungen in der Natur, deutlich reduziert wird. Dieses Ergebnis zeigt, wie stark Themen wie Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Umweltschutz in der Bevölkerung verankert sind. Diese Zahlen sollen aber noch weiter gesteigert werden. Dafür soll eine Informationskampagne sorgen, deren erster Teil bereits im vierten Quartal dieses Jahres starten wird. Via Social Media wird sodann über das bevorstehende Einweg-Pfandsystem aufgeklärt. Die breite Kampagne wird sodann ab Jänner ausgerollt.