Ortstaxe: Kurskorrektur statt Kehrtwende
Die Stadt Wien reagiert auf Kritik und verschiebt die Erhöhung der Ortstaxe – eine etwas sanftere, gestaffelte Lösung soll ab Juli 2026 kommen.

Die Stadt Wien verschiebt die geplante Erhöhung der Ortstaxe um ein halbes Jahr. Statt wie ursprünglich vorgesehen schon im Dezember 2025, wird der erste Schritt der Anhebung nun erst ab Juli 2026 wirksam. Auch der neue Steuersatz fällt geringer aus als zunächst angekündigt – zumindest vorerst.
Neuer Zeitplan statt abrupter Sprung
Die Ortstaxe, also die Abgabe, die Nächtigungsgäste in Wien zahlen müssen, beträgt aktuell 3,2 Prozent. Geplant war eine plötzliche Erhöhung auf 8,5 Prozent ab 1. Dezember 2025 – ein Schritt, der in der Tourismusbranche für Aufregung sorgte. Nun lenkt die Stadt ein: Der neue Plan sieht eine schrittweise Anpassung vor. Ab 1. Juli 2026 steigt die Ortstaxe zunächst auf 5 Prozent. Ein weiteres Jahr später – ab Juli 2027 – folgt die zweite Stufe mit einer Erhöhung auf 8 Prozent. Damit liegt die Stadt leicht unter dem ursprünglich angedachten Maximalwert. Ein bisschen Entgegenkommen – zumindest rechnerisch.
Branche atmet (vorsichtig) auf
Die Entscheidung fiel nach Gesprächen zwischen Finanzstadträtin Barbara Novak (SPÖ) und Vertretern der Tourismuswirtschaft. Der Rückzieher dürfte vor allem eine Reaktion auf die breite Kritik sein, die die ursprüngliche Ankündigung ausgelöst hatte. Hoteliers und Wirtschaftskammer hatten im Vorfeld vor einem Wettbewerbsnachteil gewarnt und auf die Belastung für Gäste und Betriebe hingewiesen.
Einnahmen für Klimaprojekte
Laut Stadtregierung sollen die Mehreinnahmen aus der Ortstaxe für ökologische Projekte verwendet werden, die den steigenden Tourismus nachhaltiger gestalten sollen. Wie genau diese Maßnahmen aussehen, blieb bislang eher vage. Kritiker vermuten hinter der Erhöhung jedoch vor allem eines: zusätzlichen Spielraum im Stadtbudget. Die Wirtschaftskammer Wien ließ durchblicken, dass sie die Begründung der Stadt für wenig überzeugend hält. Man verwies darauf, dass die Einnahmen aus der Ortstaxe bereits jetzt die Ausgaben für Tourismusförderung deutlich übersteigen.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Trotz der Verschiebung und Reduktion bleibt unterm Strich eine deutliche Belastung. Bei einem Hotelzimmerpreis von 200 Euro fällt ab 2027 eine Ortstaxe von 16 Euro an – derzeit sind es rund 6,40 Euro. Ob das der internationalen Konkurrenz standhält, bleibt abzuwarten. Im europäischen Vergleich liegt Wien damit im Mittelfeld – zumindest noch. Die Stadt Wien zeigt sich reaktionsfähig. Die geplante Erhöhung kommt später und fällt etwas moderater aus, aber sie kommt. Für die Tourismusbranche bedeutet das: mehr Zeit zur Anpassung, aber keine Entwarnung.
(PA/red)