Piloten beschließen Streik bei Lufthansa

AUA-Mutter hat Angebot vorgelegt, das der Pilotengewerkschaft nicht reicht
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Bei Lufthansa drohen erneut Pilotenstreiks

Bei der AUA-Mutter Lufthansa sind die angedrohten Pilotenstreiks wieder ein Stück näher gerückt. Die Tarifkommission der Vereinigung Cockpit (VC) lehnte am Donnerstag ein nachgebessertes Angebot des Unternehmens ab, wie ein Sprecher berichtete. Ein Datum für den Streik gibt es allerdings noch nicht.

Das Angebot seitens Lufthansa sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber würde bei weitem nicht ausreichen, so ein Sprecher. Aktuell läge man noch zu weit auseinander und benötige neben dem Ausgleich der Reallohnverluste auch eine zukünftige Vergütungsstruktur.

Vorbereitungen für Streikmaßnahmen gestartet

Die Gewerkschaft drohte damit, dass nach dem entsprechenden Vorstandsbeschluss nun Streiks möglich seien. Konkrete Termine, Streikorte oder Unternehmen nannte sie aber nicht. In Frage kommen die Lufthansa-Kerngesellschaft in Frankfurt und München sowie die Frachttochter Lufthansa Cargo. Die VC erklärte: “Die juristischen und organisatorischen Vorbereitungen für Streikmaßnahmen sind gestartet worden. Dennoch ist klar, dass die Vereinigung Cockpit weiter erreichbar ist.”

Darüber hinaus schwelt auch ein Konflikt um die künftigen Konzernstrategien. Die VC hatte sich in der Vergangenheit die exakte Zahl von 325 Flugzeugen garantieren lassen, die ausschließlich von den rund 5.000 Kapitänen und Ersten Offizieren geflogen werden durften, die dem Konzerntarifvertrag unterlagen, um den es auch jetzt wieder geht. Die Lufthansa hatte unter dem Eindruck der Corona-Krise die entsprechende Zusatzvereinbarung aufgekündigt und begonnen, unter dem Kranich-Logo einen neuen Flugbetrieb (AOC) mit niedrigeren Tarifbedingungen aufzubauen. Die neue Airline mit der internen Bezeichnung “Cityline 2” soll im Europa-Verkehr zahlreiche Flüge der bisherigen Kerngesellschaft übernehmen.

Urabstimmung für Arbeitskampf

Laut VC hatten bei der Urabstimmung in der Lufthansa-Passage 97,6 Prozent für den Arbeitskampf gestimmt, bei der kleineren Lufthansa Cargo waren es sogar 99,3 Prozent. Die Beteiligung lag laut Gewerkschaft in beiden Flugbetrieben bei über 93 Prozent. Erforderlich war eine Zustimmung von mehr als 70 Prozent aller Stimmberechtigten.

Erst im Juli hatte die Gewerkschaft Verdi mit einem Warnstreik des Bodenpersonals den Flugbetrieb der größten deutschen Airline für einen ganzen Tag nahezu lahmgelegt. Es fielen über 1.000 Flüge aus, und rund 134.000 Passagiere mussten ihre Reisepläne ändern. In der anschließenden Verhandlungsrunde erreichte die Gewerkschaft für die rund 20.000 Bodenbeschäftigten Gehaltssteigerungen, die insbesondere in den unteren Lohngruppen deutlich zweistellig ausfielen. Eine Urabstimmung hatte Verdi vor dem Warnstreik nicht abgehalten.

Streik auch bei Tochter-Fluglinien

Die Piloten-Gewerkschaft will sich auch bei der größten Lufthansa-Tochter Eurowings mit ihren rund 100 Flugzeugen streikbereit machen. Dort soll die Urabstimmung der Piloten am 31. August ausgezählt werden.

Die Lufthansa Cargo war mit ihren rund 4.000 Beschäftigten selbst in der tiefsten Corona-Krise die Ertragsperle des Konzerns. Angesichts der weltweit gestörten Lieferketten stieg die Bedeutung der Luftfracht, sodass die Logistik-Tochter auch im sonst verlustreichen Corona-Jahr 2021 rund 1,5 Milliarden operativen Gewinn ablieferte, was sich im laufenden Geschäftsjahr ungefähr wiederholen soll.

Der vorerst letzte Pilotenstreik bei Lufthansa endete im Februar 2017 nach 14 Runden und einer letztlich erfolgreichen Schlichtung. Der 2012 begonnene Arbeitskampf hat die Lufthansa nach damaligen Angaben mindestens 500 Millionen Euro gekostet.

 

APA/ Red.

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