Reiseveranstalter buhlen um Cook-Kunden

Die Branche zittert vor allem um das Vertrauen in Pauschalreisen.
© Thomas Cook

Die Rivalen des ums Überleben kämpfenden Reiseveranstalters Thomas Cook drängen in die durch die Pleite entstandenen Lücken. Der Marktführer TUI und der sechstgrößte Anbieter Alltours kündigten an, ihre Kapazitäten in bisher von Thomas-Cook-Marken bedienten Reiseländern kräftig auszubauen. TUI bot Kunden von Thomas Cook, deren Reisen bis Ende Dezember abgesagt wurden, Sonderkonditionen an.

TUI erwarte deshalb eine halbe Million zusätzlicher Kunden 2020, sagte Deutschlandchef Marek Andryszak. Alltours erklärte, einen großen Teil der Hotel- und Bettenkontigente der Cook-Töchter Neckermann, Bucher, Öger Tours und Air Marin übernommen zu haben. Alle großen Veranstalter, so auch etwa die Rewe-Tochter DER Touristik, seien in Gesprächen mit Hotels und Reisebüros, die durch die Pleite des ältesten und weltweit zweitgrößten Reisekonzerns Geld verlieren, sagte ein Branchenkenner. “Alle bewerben sich um ein Stück vom Kuchen.”

Thomas Cook hatte am Mittwoch (9.10.) angekündigt, alle Reisen mit Abreisedatum bis Ende Dezember wegen der Insolvenz nicht durchführen zu können. “Wir arbeiten aber mit Hochdruck daran, ab dem 1.12.2019 wieder operativ tätig zu sein und dann auch Reisen ab dem 1.1.2020 wieder anbieten zu können”, erklärte Cook-Chefin Stefanie Berk. Die vorläufigen Insolvenzverwalter seien in intensiven Gesprächen mit Investoren, die das Geschäft von Thomas Cook in Deutschland kaufen könnten.

Cook-Insolvenz auch Risiko für andere Reiseanbieter

Mit den Angeboten füllt die Konkurrenz eine bei Reisenden und Hotels durch die Cook-Pleite entstandene Lücke. Doch die Angebote reichen bis ins nächste Jahr hinein. Alltours bietet auch für die Sommersaison 2020 Buchungen der bisher von Cook befüllten Hotels an – einschließlich der teils exklusiven eigenen Hotels wie Sentido, Casa Cook und Cook’s Club. TUI will eine dreistellige Zahl der bisherigen Thomas-Cook-Reisebüros langfristig mit Franchiseverträgen an sich binden. Viele Hotels und Reisebüros brauchen deshalb dringend einen anderen Veranstalter, weil sie auf ihren offenen Cook-Rechnungen vorerst sitzen bleiben. Dennoch sei es fraglich, ob TUI oder Alltours sich so schnell rechtlich den Zugriff auf Geschäftsteile von Cook sichern könnten, sagte ein Branchenkenner. Thomas Cook wollte sich dazu nicht äußern.

Für die anderen Reiseveranstalter ist die Cook-Insolvenz nicht nur eine Chance auf mehr Geschäft, sondern auch ein Risiko. Auf Thomas Cook sei die gesamte Reisebranche deshalb “stinksauer”, ergänzte der Branchenkenner. Denn die als pleitesicher geltende Pauschalreise komme in Verruf, weil bei einer Insolvenz dieser Dimension die Versicherungssumme nicht ausreichen wird, um alle Kunden zu entschädigen. Für Entsetzen bei den Reisemanagern sorgten Videos und Berichte von Kunden, die von Hotels ausgesperrt oder festgehalten wurden und zum zweiten Mal für ihre Unterkunft bezahlen sollten. “Pauschalreisen sind nach wie vor die sicherste und bequemste Art zu reisen”, erklärte deshalb TUI-Manager Andryszak zur Werbeaktion “Sorgenfreie Buchungen.”

APA/red

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