Renitente Fluggäste können sich anschnallen
Flughäfen und Airlines einigen sich in Wien auf knallharte Linie gegen verhaltensauffällige Passagiere.

Einmal laut „Des is jo ka Schnitzel, des is a Schuhsohl’n!“ im AUA-Flieger gebrüllt und schon gibt’s kein Retourticket mehr. Wer sich am Flughafen aufführt wie daheim im Stammwirtshaus, bekommt es künftig mit der geballten Autorität der österreichischen Luftfahrt zu tun – vom Hausverbot über Strafanzeigen bis hin zum Fünf-Jahres-Flugverbot.
Denn: Wien hat gesprochen. Infrastrukturminister Peter Hanke (SPÖ) und Vertreter von Airlines und Flughäfen haben eine Erklärung gegen sogenannte „unruly passengers“ unterzeichnet – das sind Menschen, die sich an Bord oder am Flughafen daneben benehmen, nicht selten betrunken, laut oder aggressiv. Oder einfach – ganz österreichisch – sich grantig verhalten.
Gemeinsam gegen “Kunde ist König”
Mit der Erklärung haben sich das Ministerium, Austro Control, fünf Airlines (Austrian, Ryanair, Wizz, easyJet und Peoples) sowie die Flughäfen Wien, Graz, Salzburg, Innsbruck, Klagenfurt und Linz auf klare Regeln für Passagiere, stärkere Unterstützung des Flug- und Bodenpersonals sowie auf null Toleranz bei Eskalation verständigt. Alkohol ist im Fokus. Zudem wird es eine permanente Taskforce unter Leitung des Infrastrukturministeriums und regelmäßige Evaluierung geben.

Allein am Flughafen Wien-Schwechat gab es 233 Vorfälle in nur fünf Monaten – von Jänner bis Mai 2025. Da war alles dabei: Wutbürger, die sich weigerten, ihr Flüssigkeitsbeutelchen zu zeigen, und boardinggestresste Passagiere, die sich mit dem Bodenpersonal anlegten, weil das Gate „unzumutbar weit“ entfernt sei. Der Flughafen spricht von null Toleranz – wer sich aufspielt, kann vom Flug ausgeschlossen oder angezeigt werden.
Grindinger Schmäh fliegt raus
Bei Austrian Airlines hat sich die Zahl der Problemfälle seit 2019 fast verdoppelt – 588 solcher Zwischenfälle gab es allein im Vorjahr. Fast ein Fünftel hatte mit Alkohol oder Drogen zu tun. Immer wieder wird im Flieger auch geraucht – 26 Mal wurde das heuer schon gemeldet, obwohl das Kabinenpersonal nicht müde wird, das Gegenteil zu erklären.
Da hilft auch kein „I hab eh leise gezogen“. E-Zigaretten gehören nicht ins Flugzeug, und wer sich ein Stamperl selbst mitbringt, hat im besten Fall noch das Glück, dass es nur konfisziert wird.
Flugverbot für fünf Jahre möglich
AUA kann renitente Gäste künftig für ein, drei oder fünf Jahre sperren – also quasi „No Fly List auf Österreichisch“. Wer sich im Flieger danebenbenimmt, fliegt nicht nur aus der Kabine, sondern gleich aus dem ganzen Buchungssystem. Vor allem Charter-Passagiere sollten sich vernünftig verhalten. Für sie gibt es ziemlich sicher keine Frequent Flyer Amnestie, falls sie sich mal daneben benehmen.
Austrian habe die Möglichkeit, “unruly passengers” schriftlich zu verwarnen oder Sperren für ein, drei bzw. fünf Jahre auszusprechen. In diesem Zeitraum sei es dem betreffenden Fluggast nicht möglich, einen AUA-Flug zu buchen. Sollte ein Passagier bereits vor dem Abflug durch unangemessenes Verhalten auffällig werden, “gibt es die Möglichkeit, die betreffende Person vom Flug auszuschließen”, teilte die Airline mit.
Zehn solcher Sperren wurden allein zwischen Jänner und Mai verhängt – darunter zwei Ein-Jahres-Sanktionen und vier Mal die Maximalstrafe: fünf Jahre AUA-frei.
Neue Taskforce – neue Regeln
Ein eigener Krisenstab unter Leitung des Infrastrukturministeriums soll künftig überwachen, wie sich die Lage entwickelt – samt regelmäßiger Evaluierungen und Maßnahmen. Ziel ist es, Fliegen sicherer und entspannter zu machen – für Personal und Passagiere.
(APA/red)