Ryanair reduziert Wien-Basis und schwört Treue

Nach dem vollständigen Rückzug von Wizz Air reduziert nun auch Ryanair seine Maschinen am Flughafen Wien.

17.09.2025 16:57
Redaktion
© Adobe Stock
Ryanair Maschine am Rollfeld

Wien erlebt erneut Turbulenzen im Billigflug-Segment. Nur wenige Tage nachdem Wizz Air die Schließung ihrer Basis in Schwechat verkündet hat, zieht Ryanair nach und reduziert ihre Präsenz: Drei der bisher 19 stationierten Flugzeuge werden abgezogen, drei Strecken – darunter Billund, Santander und Tallinn – gänzlich gestrichen. Etwa 100 Mitarbeiter sind betroffen.

Für Österreichs größte Low-Cost-Airline ist das kein kompletter Rückzug, aber eine deutliche Warnung. Konzernchef Michael O’Leary lässt keinen Zweifel: Wachstum in Wien wird es nur geben, wenn die „exorbitante Luftverkehrssteuer“ von 12 Euro pro Passagier und die hohen Gebühren am Flughafen Wien gesenkt werden.

Der lange Schatten des Preiskampfs

Ryanair und Wizz Air hatten 2018 im Windschatten der Niki-Insolvenz den Markt in Wien erobert. Laudamotion, von Niki Lauda gegründet und später von Ryanair übernommen, wurde zum Vehikel für den Einstieg der Iren. Was folgte, war ein ruinöser Preiskampf, von dem die Passagiere profitierten, während die Airlines Verluste schrieben. O’Leary reklamiert für sich, diesen Kampf gewonnen zu haben – mit aktuell 6,6 Millionen Passagieren und 53 Routen ist Ryanair tatsächlich der größte Billigflieger am Standort.

Doch der Sieg hat seinen Preis: Wien bleibt für die Low-Cost-Branche ein schwieriges Pflaster. Wizz Air hat aufgegeben, Ryanair reduziert, und selbst Marktführer AUA sieht die Kostenstruktur kritisch.

Flughafen und AUA reagieren

Der Flughafen Wien sieht sich durch die Entwicklung bestätigt. Die Ticketabgabe verschlinge im Schnitt ein Drittel der Kosten pro Passagier, heißt es – kein Detail, das Airlines bei Standortentscheidungen ignorieren. Für 2026 erwartet der Airport negative Folgen bei der Passagierentwicklung, versucht aber mit Kostensenkungsprogrammen gegenzusteuern.

Die AUA wiederum nutzt die Gelegenheit: Nach dem Abzug von Wizz Air will sie das Angebot in Wien um den Gegenwert von zwei Kurzstreckenmaschinen erhöhen. Eine Chance, verlorenes Terrain zurückzuholen – wenn auch nicht im Billigsegment, sondern im vertrauten Lufthansa-Konzernrahmen.

Zwischen Treue und Taktik

„Wir bleiben Wien treu“, betont O’Leary – doch treu klingt hier mehr nach zähneknirschender Beharrlichkeit als nach Begeisterung. Wer die Entwicklung der letzten Jahre betrachtet, erkennt ein Muster: Billigflieger kommen schnell, gehen schnell, und am Ende bleibt Wien ein Markt mit vielen Ankündigungen, aber wenig verlässlichem Wachstum. Für die heimische Branche ist das ein weiterer Fingerzeig, dass Steuerpolitik, Gebühren und Marktlogik enger zusammenspielen, als manchem lieb ist.

(APA/red)

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