Skifahren in Vorarlberg trotz Klimawandels weiter möglich

Laut GeoSphere-Studie bei fortgesetzten Klimaschutzmaßnahmen zumindest bis 2050 - Weniger Beschneiungszeiten, weniger Tage mit Naturschnee
©pexels

Skifahren wird in Vorarlberg trotz des Klimawandels bis 2050 in mittleren und höheren Lagen weiter möglich sein, wenn die Anstrengungen beim Klimaschutz fortgesetzt werden. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Experten der GeoSphere Austria im Auftrag der Oberstdorf Kleinwalsertal Bergbahnen und der Silvretta Montafon erstellten. Tendenziell gibt es mehr Winterniederschlag, zugleich aber weniger Tage mit Naturschnee und weniger Tage mit Beschneiungsbedingungen.

“Der vergangene Winter war ein schwieriger, vor allem wegen der emotionalen Klimadiskussion”, so Andreas Gapp, Fachgruppenobmann der Vorarlberger Seilbahnen und Vorstand der Kleinwalsertaler Bergbahn AG, in Hinblick auf die Debatte, die Bilder von weißen Schneebändern in grüner Landschaft ausgelöst hatten. “Wir wollten nüchtern wissen, was uns in der Zukunft erwartet”, so Gapp. Unabhängig voneinander beauftragten die Skigebiete Oberstdorf-Kleinwalsertal und Silvretta Montafon daher eine Studie, auch als Grundlage für künftige Investitionen.

Autor Andreas Gobiet, Klimaforscher und Lawinenexperte der GeoSphere, prognostizierte die Zukunft dabei auf Basis verschiedener Szenarien: unter Beschreibung des Pariser Klimaziels, des “fossilen Wegs” ohne Klimaschutz und eines Wegs dazwischen. Bis 2050 zeigen die Simulationen nahezu ein gleiches Ergebnis, nach 2050 unterscheiden sich die Prognosen stark, je nachdem welcher Weg beim Klimaschutz eingeschlagen wird. Die Erwärmung der vergangenen 30 Jahre belaufe sich in Österreich bereits auf etwa zwei Grad plus, der Großteil davon menschengemacht, so Gobiet.

Untersucht wurden verschiedene Höhenlagen der beiden Vorarlberger Skigebiete in Hinblick auf Tage mit Naturschnee, auf Temperatur und Niederschlag im Winter sowie auf Tage mit günstigen Beschneiungsbedingungen. Vorarlberg ist demnach, auch dank der Staulage im Norden, bis 2050 weiter mit ausreichend Niederschlag gesegnet, es gebe eine leichte Tendenz zu 10 bis 25 Prozent mehr Niederschlag, erklärte Gobiet. Die Tage mit Schneedecke nehmen in den nächsten 30 Jahren aber in Hochlagen (ab 2.000 Meter) um etwa fünf Prozent ab, in tieferen Lagen um zehn Prozent. Im mittleren Szenario muss die Silvretta Montafon in hohen Lagen auf 2.400 Meter mit einer Reduktion der Tage mit Naturschneedecke von 270 auf 255 rechnen, auf rund 1.500 Metern nimmt die Zahl von 134 auf 117 Tage ab. Im Kleinwalsertal reduziert sich das beim selben Szenario auf einer Höhe von 1.900 Meter von 219 auf 209 Tage und in niederen Lagen auf 1.100 Meter von 129 auf 116 Tage.

Daher wird die technische Beschneiung immer wichtiger. Bereits in der Vergangenheit sei eine Abnahme von Tagen mit günstigen Beschneiungsbedingungen festgestellt worden, dieser Trend setze sich fort, so Gobiet. Die Abnahme an Beschneiungsstunden betrage in hohen Lagen etwa fünf Prozent, im Dezember sind es auf 1.100 Metern Höhe rund zehn Prozent weniger, in tieferen Lagen 20 Prozent. Dafür können die Touristiker von einer verlängerten Sommersaison ausgehen, vor allem im Herbst wird es mehr trockene Wandertage geben.

“Die Ergebnisse ließen uns zunächst aufatmen”, so Kilian Zinnecker, Bereichsleiter Nachhaltigkeit des großteils zwischen 1.500 und 2.400 Meter liegenden Skigebiets Silvretta Montafon. “Wir sehen uns in höheren Lagen recht gut situiert, erkennen aber den Ernst der Lage”, so Zinnecker. Er sah die Ergebnisse vor allem als Auftrag, bei den Bemühungen um Klimaschutz nicht nachzulassen. Dazu leisteten auch die Skigebiete ihren Beitrag. Neben der Reduktion von Emissionen bei Gästeanreise und Fahrzeugbetrieb sowie dem Ausbau von Photovoltaik werde man weiter daran arbeiten, Sommer und Herbst als zweites Standbein auszubilden.

“Der Klimawandel ist Fakt”, betonte auch Gapp. Man habe inzwischen “ein bisserl Hoffnung”, weil eingeschlagene Gegenmaßnahmen Wirkung zeigten. Mit den genannten geringeren Beschneiungszeiten und Schneetagen könne man umgehen, das sei eine “Basis, auf der wir unser Produkt weiter anbieten können”. “Bis 2050 haben wir Gestaltungsmöglichkeiten, danach wird entscheidend sein, was klimapolitisch passieren wird”, so Gapp. Man fordere die Politik auf, weiter Klimaschutzmaßnahmen zu setzen, idealerweise zur Erreichung des Pariser Klimaziels.

APA/Red.

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