Westbahn expandiert auf der Südstrecke
Ab März 2026 fährt die Westbahn erstmals nach Kärnten und plant weitere internationale Verbindungen.

Die Westbahn stellt die Weichen für ihr größtes Expansionsprojekt seit der Gründung. Ab 1. März 2026 will der private Bahnbetreiber erstmals auch die Südstrecke bedienen. Drei Hochgeschwindigkeitszüge des Schweizer Herstellers Stadler sollen die Strecke Wien–Klagenfurt in nur 3 Stunden 15 Minuten zurücklegen – mit Anschluss nach Villach knapp eine halbe Stunde später.
Die Investitionskosten für die neuen Züge liegen laut Geschäftsführung bei rund 120 Millionen Euro. Ziel ist es, auch diese Strecke eigenwirtschaftlich ohne Subventionen zu betreiben. Schon Ende 2026 soll die Verbindung nach Lienz verlängert werden, mittelfristig stehen Bozen und Venedig auf dem Fahrplan.
Neue Ziele und dichterer Takt
Langfristig plant die Westbahn auch grenzüberschreitende Verbindungen nach Frankfurt (ab 2028/29) und Budapest. Auf der bestehenden Weststrecke zwischen Wien und Salzburg soll der Takt künftig auf 30 Minuten verdichtet werden. Hierfür werden vier Doppelstockzüge des chinesischen Herstellers CRRC erwartet, deren Zulassung noch im November erfolgen soll.
Parallel dazu baut das Unternehmen Personal auf. Gesucht werden rund 100 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter 50 Stewards und 30 Triebfahrzeugführer. „Wir wollen zeigen, dass man auch auf der Südstrecke ordentliche Qualität bieten und wirtschaftlich agieren kann“, betont Geschäftsführer Thomas Posch.
Kritik an ÖBB-Milliarden
Posch und sein Co-Geschäftsführer Marco Ramsbacher üben gleichzeitig deutliche Kritik an den Verkehrsdiensteverträgen, durch die die ÖBB heuer rund 1,5 Milliarden Euro vom Bund erhalten. Diese Gelder seien ohne Ausschreibung vergeben worden – ein Umstand, der laut Westbahn eine Wettbewerbsverzerrung darstelle.
Ramsbacher plädiert für offene Ausschreibungen, um Einsparungen von 10 bis 20 Prozent zu erzielen, ohne dass die Qualität leide. ÖBB-Betriebsrat Roman Hebenstreit musste ausrücken, um die Kritik zu entkräften: Es handle sich um „eine klar bestellte Leistung zur Sicherstellung der Mobilität in der Fläche“. Diese als Subvention zu bezeichnen, sei „eine bewusste Verzerrung“.
Wie lange die neue Südstrecke braucht, um profitabel zu werden, will Ramsbacher nicht beziffern. Auf der Weststrecke habe es sechs Jahre gedauert, bis schwarze Zahlen geschrieben wurden – die Verbindung nach Stuttgart rechne sich bereits nach zehn Monaten.
(APA/red)