Wien holt den ESC 2026 – Innsbruck bleibt außen vor

Innsbruck hatte zwar ein starkes Konzept, doch am Ende gab das "attraktivere" Paket der Bundeshauptstadt den Ausschlag.

21.08.2025 13:33
Redaktion
© ORF/Wien Tourismus/Christian Stemper
Wien ist die Host City des Eurovision Song Contest 2026

Die Entscheidung ist gefallen – wie nicht anders zu erwarten: Wien richtet im Mai 2026 den 70. Eurovision Song Contest aus. Offiziell überzeugte die Stadthalle, die Infrastruktur und das wirtschaftlich „attraktivste Gesamtpaket“. ORF-Generaldirektor Roland Weißmann sprach von einem einstimmigen Jury-Votum zugunsten der Bundeshauptstadt – Innsbruck habe zwar mit großem Engagement und einem beeindruckenden Konzept kandidiert, doch letztlich war Wien „infrastrukturell, logistisch und wirtschaftlich“ klar im Vorteil.

Innsbruck hätte mithalten können

Tatsächlich lässt sich das Wiener Angebot sehen: die Stadthalle mit bis zu 16.000 Plätzen, mehr als 82.000 Hotelbetten, ein Budget von 22,6 Millionen Euro und eine hervorragende internationale Anbindung. Innsbruck stellte ein Paket im Wert von rund 21,7 Millionen Euro auf die Beine und bot mit der Olympiahalle ebenfalls eine erprobte Arena mit knapp 12.000 Plätzen. Dazu kommt ein Hotelangebot von gut 9.200 Betten in der Stadt und über 12.000 weiteren im nahen Umland.

Zum Vergleich: Basel konnte den ESC 2025 mit nur rund 9.500 Betten in der Stadt austragen – bei 95 Prozent Auslastung. Was zeigt: An der Unterbringung hätte es also nicht scheitern müssen. Tirol verfügt über jahrzehntelange Erfahrung mit Wintersport-Großveranstaltungen, internationalen Kongressen und Messen. Die Tiroler Bewerbung mag kleiner dimensioniert gewesen sein als Wiens, aber im europäischen Vergleich lag sie im Rahmen. Städte ähnlicher Größenordnung haben den ESC schon gestemmt: Malmö, Düsseldorf, sogar Lillehammer.

Vielfalt versus Monopol

Die Frage bleibt, ob es für Österreichs Image wirklich nachhaltiger ist, ein internationales Großevent wie dieses exklusiv auf Wien zu fokussieren. Für die Tourismuswerbung und die kulturelle Vielfalt wäre ein neues Setting ein starkes Signal gewesen. Ein Eurovision Song Contest in Innsbruck hätte nicht nur die Region, sondern das ganze Land anders sichtbar gemacht. Am Ende war es wohl schlicht eine Frage des Geldes.

Wien bleibt ohne Zweifel eine der großen Event-Hauptstädte. Die wackeren Tiroler gingen zwar leer aus, haben aber bewiesen, dass sie ESC können und wollen. Das alleine ist ein starkes Signal – auch wenn die Chancen von Beginn an ungleich verteilt waren. Am Ende waren die Verlockungen der Bundeshauptstadt zu groß. Die Party findet in Wien statt.

Wirtschaftlicher Impuls für Wien

Dass diese Entscheidung auch ökonomisch Gewicht hat, belegt eine aktuelle Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts ECO Austria: Der 70. Eurovision Song Contest 2026 soll einen Nachfrageimpuls von rund 57 Millionen Euro für Wien bringen. Erwartet werden rund 88.000 zusätzliche Besucherinnen und Besucher. Dem gegenüber stehen Gesamtkosten von 36 Millionen Euro, inklusive fünf Millionen von der European Broadcasting Union (EBU). Unter dem Strich bedeutet das ein kräftiger Auftrieb für Wiens Wirtschaft – und ein weiterer Beleg, dass der ESC für die Gastgeberstadt mehr ist als ein Kulturereignis.

(red)

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