Wo Wein fließt, wächst auch der Tourismus
Eine Studie der Österreich Wein Marketing GmbH zeigt, wie eng Weinwirtschaft und Tourismus miteinander verflochten sind.

Wein ist in Österreich nicht nur Genuss, sondern Wirtschaftskraft. Laut einer aktuellen Studie der Economica GmbH im Auftrag der Österreich Wein Marketing GmbH (ÖWM) trägt die heimische Weinwirtschaft jährlich 3,8 Milliarden Euro zur Bruttowertschöpfung bei und sichert über 68.000 Arbeitsplätze. Damit gehört sie zu den tragenden Säulen der ländlichen Wirtschaft – und ist zugleich ein wichtiger Motor des Inlandstourismus.
Wirtschaftsmotor mit kulturellem Kern
Von der Wachau über das Weinviertel bis zur Südsteiermark: Wo Reben wachsen, reisen Gäste. Der Wein ist vielerorts zum Identitätsstifter ganzer Regionen geworden. Ob beim Heurigenbesuch, bei geführten Weingartenwanderungen oder bei Radreisen entlang der Weinstraßen – die Verbindung von Kulinarik und Landschaft zieht jährlich hunderttausende Besucherinnen und Besucher an.
„Die wirtschaftliche Kraft des Weins reicht weit über das Achterl hinaus“, erklärt ÖWM-Geschäftsführer Chris Yorke. Rund um die Rebe habe sich ein stabiles Wirtschaftsökosystem entwickelt – vom Winzer über den Handel bis zur Gastronomie. Besonders profitieren Beherbergung und Gastgewerbe, die mit knapp 1,5 Milliarden Euro rund 39 Prozent der gesamten Wertschöpfung ausmachen.
Regionen leben vom Wein
In den vier großen Weinbundesländern – Niederösterreich, Burgenland, Wien und Steiermark – ist der Weinbau ein zentraler Wirtschaftsfaktor. Niederösterreich erzielt als größtes Anbaugebiet die höchste Bruttowertschöpfung, während im Burgenland der Weinbau den größten Anteil an der landwirtschaftlichen Produktion stellt. In Wien sorgt die Heurigenkultur für touristische Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinaus, und die Steiermark profitiert als aufstrebendes Weinland von einer starken Verbindung zwischen Wein und Urlaubserlebnis.
Österreichs Weinregionen sind zu charakteristischen Reiseziele geworden: Von der Thermenregion mit ihren Lagenwanderwegen über die Mittelburgenländische Rotweinroute bis hin zu den Südsteirischen Panoramastraßen – der Wein ist hier nicht Beiwerk, sondern Leitmotiv.
Wein als Standortfaktor
Laut Studie generiert die Weinwirtschaft nicht nur Umsatz, sondern auch Lebensqualität. Für die Regionen bedeutet sie Beschäftigung, Stabilität und Attraktivität. Insgesamt fließen jährlich 1,2 Milliarden Euro an Steuern und Abgaben in die öffentlichen Kassen – davon 403 Millionen an den Bund und 137,5 Millionen an die vier Weinbundesländer.
„Der Weinbau ist weit mehr als landwirtschaftliche Produktion. Er ist wirtschaftliche und gesellschaftliche Lebensader“, betont Johannes Schmuckenschlager, Präsident des Österreichischen Weinbauverbands. Ohne ihn würden zahlreiche Gemeinden an touristischem und kulturellem Profil verlieren.
Zukunft braucht Schulterschluss
Steigende Produktionskosten, internationaler Wettbewerb und verändertes Konsumverhalten stellen die Branche vor Herausforderungen. Damit Österreichs Weinwirtschaft weiterhin als Qualitätsbotschafter im Ausland und als Tourismusmotor im Inland wirken kann, fordert die ÖWM einen Schulterschluss zwischen Politik und Wirtschaft.
„Wenn der Bund, der selbst stark von der Weinwirtschaft profitiert, wieder einen Finanzierungsbeitrag leistet, wäre das ein wichtiges Signal“, so Schmuckenschlager.
Denn der österreichische Wein ist mehr als ein Getränk – er ist ein Wirtschaftszweig, ein Kulturgut und ein Reiseanlass. Und er zeigt, dass Genuss und Wertschöpfung in Österreich oft aus demselben Glas kommen.
(PA/red)