Zillertalbahn: Interimsvorstand und Bekenntnis zu Wasserstoffbetrieb

Bisheriger Controlling-Chef Lackner übernimmt bis auf weiteres - Zillertaler Bürgermeister mit Wasserstoff-Bekenntnis
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Nach dem Aus für den Vorstand der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG, Helmut Schreiner, wegen einer abgeschriebenen Doktorarbeit und des unrechtmäßigen Führens eines Doktortitels sowie heftiger Diskussionen über die Sinnhaftigkeit des Projektes Zillertaler “Wasserstoffbahn” übt man im Tal nun den Befreiungsschlag. Der Aufsichtsrat der Verkehrsbetriebe ernannte am Montag den bisherigen Controlling-Leiter, Andreas Lackner, einstimmig zum interimistischen Vorstand.

Außerdem wurde eine Resolution aller Zillertaler Bürgermeister und Funktionäre der dortigen Tourismusverbände für eine künftig mit Wasserstoff betriebene Schmalspurbahn veröffentlicht. “Die Turbulenzen rund um die große Zillertaler Vision der Wasserstoffbahn haben manche verunsichert, zugleich aber letztlich eines gezeigt: Abseits persönlicher Verfehlungen, die keinerlei Auswirkungen auf die Vision hatten, bleibt das Projekt auf Kurs”, betonte Aufsichtsratschef und ÖVP-Nationalratsabgeordneter Franz Hörl. Man wolle ein “gut durchdachtes und umfangreich geprüftes Jahrhundertprojekt für Tirol umsetzen und damit eine Vorreiterrolle einnehmen”.

Zudem wurden Lackner sowie der bisherige zweite Vorstand, Wolfgang Stöhr, beauftragt, eine Geschäftsordnung zur Neuausrichtung des Betriebes zu erarbeiten. Schreiner hatte nach Bekanntwerden einer offenbar abgeschriebenen, an der Universität Riga in Lettland eingereichten, Doktorarbeit in der vergangenen Woche seinen Hut nehmen müssen. Zuvor war er bereits wegen des unrechtmäßigen Führens eines Doktortitels, angeblich “erworben” an der Universität Innsbruck, unter Beschuss geraten.

Die Landes-Opposition nahm die Causa – schließlich war Schreiner einer der wesentlichen Proponenten der “Wasserstoffbahn” – einmal mehr zum Anlass, das “Wasserstoffbahn”-Projekt, infrage zu stellen. Dafür war kürzlich von der ÖVP/SPÖ-Landesregierung ein Grundsatzbeschluss gefallen. Man verwies unter anderem auch auf eklatante Mehrkosten. Zupass kam der Opposition auch, dass erneut Zweifel an der Sinnhaftigkeit der beabsichtigten Umrüstung der Schmalspurbahn auf Wasserstoff laut wurden – und das angeblich von einem Proponenten der Schweizer Herstellerfirma Stadler, bei dem das Land für das Zillertal die Wasserstoffgarnituren bestellen will.

Am Tag darauf kam dann aber das Dementi: Stadler betonte, dass man eindeutig hinter dem Projekt stehe. “Wir waren immer der Überzeugung, dass der Wasserstoffzug für das Zillertal im Rahmen der Wasserstoffmodellregion die richtige Lösung ist”, teilte Marketing- und Vertriebschef Ansgar Brockmeyer mit, der vorher noch ganz anders zitiert worden war. Anderslautende Medienberichte würden “generalisierte Aussagen im falschen Kontext” wiedergeben, weshalb man sich nun zu einer Klarstellung veranlasst gesehen habe, so das Unternehmen.

Zuletzt war von geschätzten Mehrkosten bis zu 180 Mio. Euro, gerechnet auf 30 Jahre, im Vergleich zu einer Bahn mit Oberleitung, die Rede gewesen. Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) ließ wissen, dass man die Mehrkosten bewusst in Kauf nehme und sprach von einer “bewussten Entscheidung für Innovation und Fortschritt”. Tirol müsse beim Thema Wasserstoff Vorreiter werden. Die Mehrkosten würden 2,7 Mio. Euro pro Jahr betragen.

Damit die “Wasserstoffbahn” endgültig auf Schiene kommt, soll nun ein “gesamthaftes Konzept” ausgearbeitet und Verhandlungen mit dem Bund hinsichtlich der Mitfinanzierung aufgenommen werden. Auf der 32 Kilometer langen Strecke der Zillertalbahn sollen jährlich 900.000 Liter Diesel eingespart werden. Als Startjahr visierte man im Tal zuletzt das Jahr 2027 an.

APA/Red.

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