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Meyer-Werft: Schräglage

Trotz voller Auftragsbücher ist die Meyer-Werft im deutschen Papenburg, bekannt für ihre luxuriösen Kreuzfahrtschiffe, in finanzielle Schräglage geraten. Jetzt will der deutsche Staat in die Presche springen.

02.09.2024 12:32
red01
Meyer Werft

Die Meyer-Werft in Papenburg steckt in durchaus existenzbedrohenden Schwierigkeiten. Zwar fehlt es nicht an Aufträgen für Kreuzfahrtschiffe. Auf Jahre hinaus gäbe es Arbeit genug – doch die Finanzierung ist nicht gesichert. Bis zum Jahr 2027 tut sich, laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeine, eine Finanzierungslücke von 2,7 bis 2,8 Milliarden Euro auf. Damit die Werft überhaupt durchhält, muss nun kräftig gespart werden, um das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu bringen. Der Sanierungsplan sieht vor, dass die Kosten jährlich um 210 Millionen Euro sinken sollen, wie die F.A.Z. weiter berichtet.

 

Staat soll Teileigentümer auf Zeit werden

Bundeskanzler Olaf Scholz und der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil haben bei einem Besuch der Meyer Werft in Papenburg ihren festen Willen unterstrichen, das Unternehmen im Rahmen eines Sanierungs- und Zukunftskonzepts zu unterstützen. Dies sieht unter anderem vor, dass der deutsche Staat temporär Miteigentümer an der Papenburger Werft wird. Diese Unterstützungsbereitschaft würdigten sowohl Geschäftsleitung als auch die Eigentümerfamilie. Der CEO des Unternehmens, Bernd Eikens und der vom Unternehmen eingesetzte Sanierungsexperte Ralf Schmitz stellten in einer gemeinsamen Erklärung fest, „der Weg für den Beginn der Restrukturierung und Zukunftssicherung der Werft sei jetzt bereitet.”

Bernard Meyer will sein Unternehmen wieder auf Kurs bringen

Werft-Chef Bernard Meyer sagte in seiner Stellungnahme „Die jetzt gefundene Lösung ist zwar für die Familie nicht einfach, aber wir haben immer gesagt, dass die Belange des Unternehmens über denen der Familie stehen. Wir sehen die große Chance, mit dem Unternehmen wieder auf Kurs Zukunft zu gehen – das zeigt auch die erfreuliche Entwicklung des Auftragsbuches auf 11 Milliarden Euro in den vergangenen Monaten. Die Bereitschaft von Bund, Land sowie den uns verbundenen Geschäftsbanken uns in dieser jetzt vereinbarten Form zu unterstützen, zeigt auch, dass wir uns mit unserem Unternehmen über Jahrzehnte eine Sonderstellung im Schiffbau erarbeitet haben.“

 

Mannigfaltige Ursachen

Aber warum gerät ein florierender Schiffsbauer überhaupt in eine derartige finanzielle Schieflage? Ein Grund ist, dass Schiffe erst bezahlt werden, wenn sie fertig sind

Bis dahin muss die Werft also mit Krediten in Vorleistung gehen. Die hohe Verschuldung der Meyer Werft, die 2022 einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro erzielte, gilt daher als systembedingt, ist aber trotzdem für ein Schiffsbauunternehmen problematisch. Hinzu kommt, dass die Werft während der Pandemie hohe Schulden machen musste, die nun abgebaut werden müssen. Das ist aber nicht alles. Weil dem Vernehmen nach keine Preisgleitklauseln vereinbart wurden, sind die vorhandenen Aufträge in Zeiten hoher Inflation nicht mehr kostendeckend.

 

Sanierung noch nicht sicher

Aktuell scheint die Schieflage der Papenburger Werft aber noch nicht beseitigt zu sein. Kurz vor dem nun geplanten Einstieg von Bund und Land verhandelt die Meyer Werft mit Arbeitnehmervertretern über Kurzarbeit. Das hat ein Sprecher der IG Metall gegenüber dem NDR Niedersachsen bestätigt. Für 2025 und 2026 gebe es demnach doch nicht genügend Arbeit für die rund 3.000 Beschäftigten. Als Folge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs werde 2026 wohl kein Kreuzfahrtschiff abgeliefert. Unklar sei noch, wie lange und in welchen Bereichen die Kurzarbeit greifen müsse. Die IG Metall fordert, dass die Werft die Zeit nutzt, um ihre Mitarbeiter fortzubilden. Dafür solle die Werft das Kurzarbeitergeld aufstocken.

 

mef

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