Lufthansa stellt 10.000 neue Mitarbeiter ein
Eine rasche Verbesserung der Situation für Passagiere in punkto Reisekomfort ist dennoch ungewiss.
Die Lufthansa Group plant für 2025 die Einstellung von rund 10.000 neuen Mitarbeitern. Diese Maßnahme kommt in einer Phase, in der die Luftfahrtindustrie die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zunehmend hinter sich lässt und eine Rückkehr zur Normalität anstrebt. Doch ein Blick auf die Zahlen und Hintergründe zeigt, dass die Herausforderungen weit über einen Personalaufbau hinausgehen. Auch wenn die Höhe der geplanten Einstellungen spektakulär klingt, ist eine unmittelbare Verbesserung der Situation für Passagiere in punkto Reisekomfort nicht absehbar.
Wiederaufbau nach Personalabbau
Während der Pandemie hatte die Lufthansa Group massiven Stellenabbau betrieben – von einem Höchststand von rund 138.000 Mitarbeitenden im Jahr 2019 sank die Zahl auf 100.000 im Jahr 2021. Dies entsprach einem Verlust von etwa 27,5 % der Belegschaft. Der Abbau wurde mit dem dramatischen Rückgang des Passagieraufkommens und den damit verbundenen Einnahmeeinbrüchen begründet.
Die geplanten 10.000 Neueinstellungen in 2025 sind Teil eines längerfristigen Aufstockungsprozesses. Bereits in den Jahren 2023 und 2024 stellte die Lufthansa Group jeweils 13.000 Mitarbeitende ein. Dennoch bleibt der geplante Personalbestand von ca. 123.000 Mitarbeitenden im Jahr 2025 unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019.
AUA als Teil der Strategie
Die österreichische Tochtergesellschaft Austrian Airlines (AUA) sucht im Rahmen der Neueinstellungen rund 700 Mitarbeitende, darunter auch Piloten und Flugbegleiter. Dieser Schritt ist entscheidend für die AUA, die während der Pandemie ebenfalls erheblich Personal abgebaut hatte und seither mit Lücken im Service kämpft. Für die AUA geht es weniger um Expansion, sondern um die Wiederherstellung eines stabilen Betriebsniveaus. Der Fokus liegt darauf, dringend benötigte Arbeitskräfte für den regulären Betrieb zurückzugewinnen, um die Qualität und Zuverlässigkeit der Flugverbindungen zu gewährleisten.
Personalaufbau ohne Expansion
Die Neueinstellungen bei Lufthansa und AUA deuten nicht darauf hin, dass neue Strecken oder Destinationen geplant sind. Vielmehr geht es darum, das grundlegende Personalniveau aufzufüllen, das erforderlich ist, um den Passagieren ein akzeptables Maß an Service bieten zu können. In den letzten Jahren hatten viele Fluggesellschaften, einschließlich der Lufthansa Group, mit Problemen wie langen Wartezeiten, Verzögerungen und reduziertem Bordservice zu kämpfen – Symptome eines drastischen Personalmangels.
Weniger Service, höhere Gewinne
Die Einsparungen während der Pandemie – vor allem durch den Personalabbau – führten zu einer Verbesserung der Gewinne vieler Fluggesellschaften, einschließlich der Lufthansa. Gleichzeitig verschlechterte sich jedoch die Servicequalität spürbar. Diese Strategie, die Rentabilität auf Kosten des Kundenerlebnisses zu steigern, stößt zunehmend auf Kritik. Vor allem, da die Corona-Pandemie nicht länger als Rechtfertigung für niedrige Löhne und schlechten Service herhalten kann, auch wenn die Langzeitwirkung und die wahren Kosten des globalen Shutdowns nicht bekannt sind.
Schritt in die richtige Richtung
Die geplanten Neueinstellungen sind zwar ein Signal der Erholung, doch die Lufthansa Group bleibt wirtschaftlich vorsichtig. Der Personalstand von 2025 wird etwa 11 % unter dem Niveau von 2019 liegen. Dies zeigt, dass die Airline auf Effizienz setzt und weiterhin wirtschaftliche Risiken minimieren möchte.
Für Passagiere könnte dies bedeuten, dass die erhoffte Rückkehr zu einem umfassenderen Service langsamer als erwartet voranschreitet. Die Balance zwischen Kosteneffizienz und Kundenerlebnis bleibt ein heikles Thema, das nicht nur die Lufthansa, sondern die gesamte Branche betrifft.
Besserer Service für Passagiere
Die Einstellung von 10.000 neuen Mitarbeitenden bei der Lufthansa Group ist ein notwendiger Schritt, um den Service und die Betriebsstabilität wiederherzustellen. Der Erfolg dieser Maßnahme wird daran gemessen, ob es der Lufthansa gelingt, das Kundenerlebnis nachhaltig zu verbessern – ohne dabei die Rentabilität zu gefährden. Für die AUA ist dies eine Gelegenheit, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen und die Herausforderungen der Post-Pandemie-Ära aktiv anzugehen. Der Druck der Branche, effizienter zu arbeiten und gleichzeitig den gestiegenen Erwartungen der Passagiere gerecht zu werden, bleibt jedoch bestehen.
(APA/red)