Reisebranche zwischen Umbruch und Aufbruch

Beim ÖRV-Frühjahrskongress standen Technologie, Arbeitskräftemangel und neue Zielgruppen im Fokus.

09.05.2025 10:56
Redaktion
© ÖRV
64. Frühjahrskongress des Österreichischen ReiseVerbands

Unter dem Motto „Eine Welt in Unordnung“ diskutierte der Österreichische ReiseVerband (ÖRV) auf seinem Frühjahrskongress zentrale Entwicklungen der Tourismuswirtschaft. Die Veranstaltung in Wien brachte Expert:innen aus Reisebranche, Arbeitsmarkt und Politik zusammen – und war geprägt von klaren Appellen: Der Wandel ist da, und wer ihn aktiv gestaltet, kann gestärkt aus der Krise hervorgehen.

Reiselust trotz Krisen

Laut Ruefa Reisekompass 2025 haben 89 Prozent der Österreicher:innen konkrete Urlaubspläne – trotz Inflation und globaler Unsicherheiten. Viele greifen dabei zu Frühbucherangeboten oder weichen auf Nebensaisonen aus, um das durchschnittliche Reisebudget von 2.100 Euro pro Person effizient zu nutzen. Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach exklusiven Reiseerlebnissen. ÖRV-Präsidentin Eva Buzzi sieht darin eine bewusste Entscheidung: „Luxusreisen gelten nicht nur als Belohnung, sondern als Investition in das eigene Wohlbefinden.“

Christoph Badelt mahnt

Der Präsident des Fiskalrates, Christoph Badelt, mahnte zu mehr ökonomischer und ökologischer Vernunft in politischen Entscheidungsprozessen. „Es gibt keinen Widerspruch zwischen Klimaschutz und Wohlstand“, betonte Badelt. Gerade der Tourismus könne ein Vorreiter für nachhaltiges Wachstum sein – sofern faktenbasierte Strategien entwickelt und umgesetzt würden.

Christoph Badelt | © ÖRV

Internationale Entwicklungen wie die Rückkehr Donald Trumps auf die politische Bühne schlagen auch auf die Reiselust nieder. Zwar macht der schwache US-Dollar Reisen in die Vereinigten Staaten günstiger, doch das Image leidet – europaweit werden weniger USA-Reisen gebucht.

Situation am Arbeitsmarkt

Ein zentrales Thema des Kongresses war der strukturelle Wandel am Arbeitsmarkt. AMS-Vorstand Johannes Kopf fordert bessere Rahmenbedingungen für Beschäftigte in der Branche. Judith Kohlenberger von der WU Wien betont die Chancen durch diversitätsorientiertes Onboarding und kompetenzbasiertes Recruiting – insbesondere bei internationalen und geflüchteten Arbeitskräften, die oft mit hoher Loyalität punkten. Immerhin stammen mehr als 50 Prozent der Beschäftigten im Tourismus bereits aus dem Ausland.

Digitalisierung und KI

Ob smarte Buchungssysteme, Content-Automatisierung oder KI-gestützte Besucherlenkung gegen Overtourism – die Digitalisierung greift tief in die Reisebranche ein. Michael Faber, Reisebüroinhaber und Berater, sieht in KI vor allem ein Mittel zur Entlastung im Tagesgeschäft. Gleichzeitig steigen Anforderungen an Datenschutz, Beratungskompetenz und Investitionen. Die Balance zwischen Technologie und menschlicher Nähe bleibt sensibel.

Gen Z und neue Mobilität

Die Generation Z setzt auf Erlebnisse mit Social-Media-Wert, flexible Reiseformen und bewusste Mobilität. Für Claudia Falkinger (POINT&), liegt darin ein klarer Handlungsauftrag: Barrierefreiheit, Nahverkehr und maßgeschneiderte Angebote müssen Teil jeder zukunftsfähigen Tourismusstrategie werden – nicht als Nische, sondern als Standard.

Zwischen wirtschaftlichem Druck, technologischem Fortschritt und globalen Unsicherheiten braucht es Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit. Wie Eva Buzzi betont: „Die Zukunft des Tourismus entscheidet sich nicht in der Reaktion auf Krisen, sondern in der aktiven Gestaltung von Chancen.“

(PA/red)

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