Wiens Sightseeing-Busse werden elektrifiziert
Der Betreiber Vienna Sightseeing Tours hat bereits erste Fahrzeuge im Einsatz, eine Umstellung der Gesamtflotte ist geplant
Emissionsfrei und trotzdem ohne Einschränkungen herumkurven – Wiens Touristinnen und Touristen können sich auch abseits klassischer Öffis ein Bild davon machen, wie das funktioniert. Denn nun werden auch die großen Sightseeing-Busse elektrifiziert. Es sind dies jene Gefährte, die von einer Sehenswürdigkeit zur anderen unterwegs sind. Die Umstellung von Verbrenner auf Batterie soll reibungsfrei verlaufen, da Reichweite in dem Segment kein Thema ist – oder zumindest fast nicht.
Sie sind vertraut und gleichzeitig völlig fremd: Die Doppelstockbusse mit dem gläsernen Dach sind bei Gästen, die nach Wien kommen, beliebt. Einheimische werden sich vermutlich nur selten für eine Fahrt entscheiden. Anders als bei den Fiakern ist für Wienerinnen und Wiener wohl nicht einmal ein besonderer Anlass ein Grund, um ein Ticket für eine Runde zu lösen.
Bei Touristen erfreuen sich die Gefährte hingegen reger Beliebtheit, wie Lisa Frühbauer von den Vienna Sightseeing Tours im Gespräch mit der APA erläuterte. Besucherinnen und Besucher aus Deutschland, den USA oder auch Großbritannien steigen besonders gerne in die gelben „Hop-On Hop-Off“-Busse des Unternehmens. Gesellschafter der Firma, die einer von insgesamt zwei Rundfahrt-Betreibern in Wien ist, sind die Touristik- bzw. Fuhrunternehmen Dr. Richard, Blaguss und Elite Tours.
Insgesamt 17 Busse hat man in Wien regulär im Einsatz. Derzeit testet man zusätzlich drei elektrifizierte Exemplare im Echtbetrieb, wie Frühbauer berichtete. Es handelt sich um spanische Erzeugnisse, da es eine EU-Förderung nur für Modelle aus Europa gibt. Der E-Motor kommt jedoch aus China. Er stammt von BYD, also jenem Produzenten, der hierzulande bereits auch Pkw anbietet.
Der Umstieg geschieht zum Teil auch aus Notwendigkeit. Laut Frühbauer verlangt die Stadt bereits einen gewissen Anteil an E-Fahrzeugen bei den Touristenbussen. Doch auch bei internationalen Reiseanbietern sei Nachhaltigkeit immer mehr gefragt. Somit sei die Umstellung auch für das Marketing von Bedeutung, hob Frühbauer hervor.
Letztendlich soll die gesamte Flotte, die dann wieder 17 Gefährte umfassen soll, bis Ende 2025 umgestellt werden. Denn die Erfahrungen, so wird versichert, sind gut. Die Busse werden bei den Gesellschaftern des Unternehmens aufgeladen. Da die Routen anders als etwa im Schwerlast-Fernverkehr fix vorgegeben sind, ist die Reichweite kein Problem – oder zumindest noch nicht. Im Winter kann das sehr wohl noch spannend werden, wie man bei den Vienna Sightseeing Tours mutmaßt.
Denn bei der längsten Rundfahrt – sie führt bis zum Donauturm – werden 150 Kilometer abgespult, bis wieder geladen wird. Die Reichweite der Busse beträgt 180 Kilometer. Somit soll die Strecke rein rechnerisch zu schaffen sein. Allerdings wisse man noch nicht, wie sich etwa Kälte auf die Batterie auswirkt, gab Frühbauer zu bedenken.
Eine Ersparnis sind Elektroautobusse nicht, im Gegenteil: Sie kosten 630.000 Euro. Ein Verbrennerfahrzeug kommt auf vergleichsweise wohlfeile 350.000 Euro. Trotzdem hofft man im Unternehmen, die Ticket-Preise halten zu können – wobei diese zuletzt bereits geringfügig erhöht wurden, wie es hieß.
Was es auch trotz der stolzen Anschaffungskosten nicht geben wird, ist eine Klimaanlage, die auch Strom benötigen würde. Bei Bedarf sind allerdings die Fenster auf der oberen Etage ohnehin geöffnet. Nicht erlaubt ist in Wien, auch das Dach zu entfernen. Das hat tatsächlich auch mit E-Mobilität zu tun: Damit nicht Selfie-Sticks oder ähnliche Utensilien die Oberleitung der Straßenbahn berühren, dürfen die Fahrzeuge nicht als Cabrio unterwegs sein.
APA/Red.
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